Bedürfnis nach Bewegungsfreiheit
Autosalon Paris. Im Verkehr der Zukunft sieht sich die französische PSA-Gruppe nicht mehr allein als Fahrzeughersteller, sondern auch als Mobilitätsanbieter.
Paris. Alternative Antriebe, Elektrifizierung, Konnektivität, Autonomisierung – die Welt der individuellen Mobilität verändert sich gerade gewaltig. Was neue Technologien betrifft, so scheint es, als hätte die PSA Gruppe – Peugeot, Citroen,¨ DS Automobiles – die Trends ein wenig verschlafen. Was so nicht ganz stimmt: Immerhin stammt der erste Diesel-Hybrid von Peugeot. Und DS Automobiles zeigt in der Formel E starke Präsenz.
Nahtoderfahrung
Allerdings musste sich der Konzern in jüngster Zeit zwischenzeitlich erst einmal selbst retten und wieder auf wirtschaftlich tragfähige Beine stellen. Carlos Tavares, Vorstandsvorsitzender von PSA Peugeot Citroen¨ spricht sogar von einer Nahtoderfahrung. Und da ge- riet das plakative Akklamieren der Entwicklungsaktivitäten und -fortschritte – wie es andere Hersteller pflegen – wohl etwas in den Hintergrund.
Die Franzosen sind aber im Hinblick auf die automobile Zukunft höchst lebendig und aktiv. Ein sichtbares Zeichen setzen sie mit den Mobility Days im Vor- und Umfeld des Pariser Autosalons. Damit liefern sie eine Vorschau, wie sie sich die künftige Mobilität in Stadt und Land vorstellen.
Dem voran stellt Tavares die Feststellung, dass Mobilität ein elementares Bedürfnis sei und dass die Erhaltung der individuellen Bewegungsfreiheit nicht infrage steht. Allerdings, führt er fort, müsse man sich als Hersteller dem Thema ganzheitlicher nähern als bisher. Soll heißen, dass sich die PSAGruppe vom Fahrzeugproduzenten zum Mobilitätsanbieter verändern werde, unter Einbeziehung aller denkbaren Fortbewegungsmittel. Zum Auto an sich stellt nicht nur er sich die Frage, inwieweit der Besitz eines Fahrzeuges für die motorisierte individuelle Mobilität an Bedeutung behält. Damit spricht er einerseits die Themen Carsharing, andererseits die bereits geübte Praxis der All-inclusive-Mieten anstelle eines Kaufs an. Eine Gefahr für sein eigenes Geschäft – und das der Händler – sieht er darin nicht, sondern eine Transformation der gesamten Branche zum Dienstleister für die Erfüllung von Mobilitätsbedürfnissen. Die nicht unbedingt ein Auto sein müssen.
Dennoch wird es neue Modelle der PSA-Gruppe geben. Verstärkt solche, die ins Kapitel alternative Antriebe fallen, man beruft sich auf gesteigerte Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit. Dabei werden parallel drei Antriebsschienen be- dient: Batteriestrom, Plug-in-Hybrid und Verbrennungsmotor. Konkret wird es damit ab 2019. Bis 2021 soll es dann vier neue – und eigenentwickelte – Elektriker mit einer Reichweite bis zu 450 Kilometern sowie sieben aufladbare Hybride geben. Wobei die zu erwartenden Modelle so angelegt sind, dass auf einer Plattform und mit einer Karosserie verschiedene Antriebsarten realisierbar sind. Eine Richtung, die nicht nur deutsche Hersteller eingeschlagen haben. Angesprochen auf die anhaltenden Dieseldiskussionen lässt sich Tavares nicht auf eine Bewertung ein, ob es nun mehr in Richtung Otto-Motor gehen soll und der Diesel an Bedeutung verliert. Er meint, wenn der Markt Selbstzünder verlangte, dann würde es ihn auch geben.
Neben der Entwicklung der künftigen Modelle liegt aktuell der Hauptschwerpunkt auf den Themen Konnektivität und Vernetzung, im Hinblick auf Effizienz und Sicherheit. Ziel ist autonomes Fahren, das – bis 2030 – stufenweise bis zur fahrerlosen motorisierten (mit welcher Antriebsenergie auch immer) Fortbewegung führen soll. Um das zu realisieren, setzen die PSA-Leute auf internationale Kooperationen mit Elektronikunternehmen, Anbietern von Carsharing- und Flottenmodellen sowie jungen Start-ups und einer Reihe von Dienstleistern unterschiedlichster Branchen.
Um den aktuellen Stand der Autonomisierungsdinge zu demonstrieren war einer der Höhepunkte der Mobility Days eine Vorführung mitten durchs verkehrsmäßig bekanntermaßen nicht unbelebte Paris. Allerdings durfte beim Lenkradauslassen noch nicht selbst Hand angelegt werden, es blieb vorerst beim Über-die-Schulter-Schauen von der Fondbank aus. Die Reihe eins hatten die Techniker, einer hinterm Lenkrad, der andere hinterm Computer, fix okkupiert.