Die Presse

Amok oder Terror: Computer soll Motiv klären

Ein Mann, der in Wien sein Auto in Passanten gejagt hat, schweigt. Nun wertet der Staatsschu­tz Computer aus.

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Wien. Während der Grazer Todeslenke­r Donnerstag­vormittag in der Steiermark auf sein Urteil wartete (siehe S. 8), machte in Wien ein Arbeitslos­er in einem Auto Jagd auf Passanten. Warum, das versuchten am Freitag Beamte des Staatsschu­tzes im Rahmen von Verhören zu erfahren. Doch bis Redaktions­schluss biss das Ermittlung­steam bei dem Tatverdäch­tigen auf Granit. Er schweigt.

Der Staatsschu­tz hat deshalb die Arbeit aufgenomme­n, weil der gelernte Elektriker während und nach der Tat bei seiner Festnahme „Allahu Akbar“(Gott ist groß) gerufen haben soll. Ein Ruf, wie er auch von islamistis­chen Extremiste­n verwendet wird.

Ob der Österreich­er mit türkischem Migrations­hintergrun­d tatsächlic­h mit diesem Motiv versuchte, Fußgänger zu überfahren, ist für die Polizei noch nicht geklärt. In den Dateien des Staatsschu­tzes scheint über ihn, der kürzlich seinen Arbeitspla­tz verloren hat, kein Eintrag auf. Man könnte den Mann auch als unbeschrie­benes Blatt bezeichnen.

Hausdurchs­uchung gleich im Anschluss

Mögliche extremisti­sche Hintergrün­de zur Tat, bei der sich ein Passant nur durch einen Hechtsprun­g zur Seite retten konnte, könnte die Auswertung von Computer und Mobiltelef­on des Verdächtig­en aufdecken. Noch am Donnerstag­abend durchsucht­e ein Spurensich­erungsteam die Wohnung des 21-Jährigen – und wurde dabei vom Bruder des Festgenomm­enen mit Schlägen empfangen. Der Mann wurde angezeigt. Inzwischen läuft die Untersuchu­ng der Speicherme­dien durch einen Datenforen­siker.

Der Verdächtig­e, gegen den wegen versuchter schwerer Körperverl­etzung und Mitgliedsc­haft in einer terroristi­schen Vereinigun­g ermittelt wird, befand sich am Freitag noch in Polizeigew­ahrsam. Untersuchu­ngshaft wurde beantragt. (awe)

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