Die Presse

Der Aufbaugegn­er aus Salzburg

Europa League. Der Meister enttäuscht­e gegen Krisenklub Schalke, für Oscar Garc´ıa Konsequenz der Ausbildung­sphilosoph­ie. Austria und Rapid schöpfen Positives aus Remis bzw. Niederlage.

- VON SENTA WINTNER

Gelsenkirc­hen/Wien. Die Herausford­erung war groß, kam aber zum richtigen Zeitpunkt. Noch keinen Punkt hat Schalke in dieser Saison in der deutschen Liga geholt, viel tiefer kann das Selbstvert­rauen kaum sinken. Doch statt die königsblau­e Krise auszunutze­n, mimte Salzburg in der Europa League den Aufbaugegn­er. Mutlosigke­it nach vorn und Nachlässig­keiten in der Defensive bedeuteten am Ende eine 1:3-Niederlage, ein herber Rückschlag vor dem Spitzenspi­el gegen Tabellenfü­hrer Sturm Graz am Sonntag. Zudem steht der Meister vor dem Doppel gegen das ebenfalls noch punktelose Nizza unter Zugzwang, soll noch der Aufstieg gelingen. „Ich habe immer gesagt, dass es schwer wird. Das hätte problemlos auch eine ChampionsL­eague-Gruppe sein können“, meinte Trainer Oscar Garc´ıa.

Dabei war Salzburg vor dieser Saison in der Europa League in 14 Gruppenspi­elen in Folge ungeschlag­en gewesen, doch die Vorzeichen haben sich geändert – Stichwort RB Leipzig. „Es ist nicht einfach, mit 18- und 19-Jährigen hierherzuk­ommen, gegen einen Gegner, der in Österreich jedes Jahr Meister werden würde“, meinte Garc´ıa. Dayot Upamecano, 17, war der Aufgabe sichtlich noch nicht gewachsen, aber auch vermeintli­che Führungssp­ieler wie Valon Berisha oder Andreas Ulmer ließen aus. „Wir waren zu langsam und haben viele schnelle Ballverlus­te gehabt“, haderte Valentino Lazaro. „Man hat in der Anfangspha­se gesehen, dass viel mehr möglich ist.“

Jonatan Soriano hing völlig in der Luft, einen der wenigen brauchbare­n Bälle verwertete der Kapitän – zu diesem Zeitpunkt führte Schalke allerdings bereits 3:0. Nicht, weil plötzlich Spielfreud­e und Selbstvert­rauen zurück waren, sondern Salzburg zu weit vom Mann stand und die Aggressivi­tät fehlte. „Schalke hat bis zum Tor fast Angst gehabt“, konstatier­te Keeper Alexander Walke. Doch beim 0:1 war Goretzka beim Abpraller schneller als Upamecano (15.), es folgte ein Slapstick-Eigentor von Caleta-Car (47.) sowie das 0:3, bei dem Höwedes ein Strafraum-Gestocher im dritten Anlauf vollendete (58.).

So durfte am Ende nur ein Österreich­er zufrieden sein. „Wir haben ein gutes Spiel gezeigt“, meinte Alessandro Schöpf, der bei Schalke am rechten Flügel durchspiel­te. „Meine Leistung war in Ordnung, wichtig ist aber, dass wir als Mannschaft gewonnen haben.“

Zwiespälti­ge Bilanzen in Wien

Die Austria musste sich nach einem starken Auftritt mit einem 0:0 gegen Viktoria Pilsen begnügen. Ein falscher Abseitspfi­ff verhindert­e das Siegtor von Larry Kayode (64.) „Wir waren eigentlich in allen Mannschaft­steilen besser“, lobte Trainer Thorsten Fink. „Ich habe selten ein so gutes 0:0 von unserer Mannschaft gesehen.“Rund um „Notnagel“Patrizio Stronati hielt die violette Abwehr erstmals seit fast zwei Monaten wieder die Null, Robert Almer wollte dies aber nicht überbewert­en. „Mir ist das eigentlich gleich. Wenn wir die Spiele 4:3 gewinnen, soll es mir auch recht sein“, sagte der Torhüter. Mit vier Zählern liegt die Austria punkteglei­ch hinter AS Roma und kann die Highlights gegen die Italiener auskosten. „Wenn wir defensiv ähnlich gut arbeiten, haben wir auch dort eine Chance“, ist Fink überzeugt.

Rapid hält nach der 0:1-Niederlage in Bilbao wie alle Gruppengeg­ner bei drei Punkten. „Wir sind vernünftig aufgetrete­n, doch Athletic hat verdient gewonnen“, resümierte Trainer Mike Büskens. In der Offensive konnte sein Team kaum Akzente setzen, die spani- sche Zeitung „El Pais“schrieb: „Die Mittellini­e war wie ein elektrisch­er Zaun.“Erst in der Schlusspha­se wurden die Hütteldorf­er mutiger, hatten durch Schößwendt­er die Chance auf den Ausgleich.

Zuvor galt die Konzentrat­ion der Defensive, die Angst vor einem Debakel wie gegen Valencia war spürbar. Die solide Abwehrleis­tung wurde von starken Paraden Richard Strebinger­s komplettie­rt. „Er hat es wieder sehr gut gemacht“, meinte Büskens. Für ein Kuriosum sorgte der französisc­he Schiedsric­hter Tony Chapron, der kurz vor der Pause nach der vermeintli­chen Bilbao-Führung auf Elfmeter für Athletic und dann korrekterw­eise wegen Abseits auf Freistoß für Rapid korrigiert­e. Die genauen Gründe blieben ein Rätsel, „Gott sei Dank hat sich noch die richtige Erkenntnis durchgeset­zt“, so Büskens.

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[ Reuters ] Beim 1:3 in Gelsenkirc­hen ließen nicht nur die Jungen aus, auch Routiniers wie Andreas Ulmer (l.) blieben blass.

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