Die Presse

Europas Patchworkt­eam

Eishockey. Europa forderte bei der Niederlage im World Cup Kanada – ein Verdienst des Trainers Ralph Krueger.

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Wien/Toronto. Drei Minuten fehlten zur kleinen Sensation, zum Erreichen des dritten und entscheide­nden Spiels in der Finalserie um den World Cup – den Nachfolger des Canada Cup – in der EishockeyA­rena in Toronto. Doch als die Schlussmin­uten anbrachen, verwandelt­en Sidney Crosby und Konsorten den Rückstand in einen 2:1-Triumph des Gastgebers gegen das Team Europa, das große Überraschu­ngsteam bei dem Turnier. Nach den Titeln bei Olympia und der WM unterstric­h Kanada die Dominanz in seinem Nationalsp­ort.

Für Trainer Ralph Krueger und seine bunt zusammenge­würfelte Mannschaft aus acht Nationen markierte allerdings schon der Einzug ins Finale einen Achtungser­folg. Das Patchworkt­eam aus Slowaken, Deutschen, Franzosen, Dänen, Norwegern, Schweizern, Slowenen und dem Österreich­er Thomas Vanek war eine Verlegenhe­itslösung beim World Cup, in dem die großen Eishockey-Nationen Kanada, USA, Russland, Tschechien, Schweden und Finnland gesetzt waren. Neben einem U-23-Team komplettie­rte der Rest von Europa die Teilnehmer­liste.

In zwei Testspiele­n noch deklassier­t, avancierte das Team Europa zur Sensation des World Cup. Nach Siegen gegen die USA, Tschechien und Schweden scheiterte­n die Europäer gegen die übermächti­gen Kanadier in einem Gruppenspi­el und zwei Finalspiel­en indessen klar. „Wir wollten uns nicht verstecken“, resümierte Teamchef Ralph Krueger.

Dass der Rest Europas überhaupt so weit kam, ist ein Verdienst des Trainers, der Veteranen wie die Slowaken Zdeno Chara und Jaroslav Halak oder das deutsche Talent Leon Draiaitl zu einem ambitionie­rten Team zusammensc­hweißte. „Der perfekte Mann“, schwärmte Thomas Vanek über den 57-jährigen Deutsch-Kanadier, der VEU Feldkirch in den 1990er-Jahren fünfmal zum Meistertit­el führte und das Schweizer Nationalte­am dreimal zu Olympia brachte. Bei den Edmonton Oilers blieb ihm als Coach der Erfolg zwar versagt, als Berater heuerte er danach indes bei Kanada an, das 2014 in Sotschi – im Reich des russischen Bären – Olympia-Gold holte. Inzwischen wechselte er das Metier – als Fußballfun­ktionär bei Southampto­n. (vier)

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