Die Presse

Immobilien-Indexfonds: Günstig zu mehr Grund

Indizes. Niedrige Zinsen und Übernahmen machen ein Investment in Grund und Boden interessan­t. ETFs bieten eine günstige Chance.

- VON RAJA KORINEK

Wien. So schnell kann es gehen: Anfang September machte der deutsche Wohnkonzer­n Vonovia überrasche­nd ein Übernahmea­ngebot für die heimische Conwert. Schon etwas früher im Jahr kaufte sich die Immofinanz bei der CA Immo ein. Noch vor wenigen Jahren wären derartige Übernahmen nahezu undenkbar gewesen.

Doch inzwischen wundert es nur wenige, dass die Immobilien­branche nicht nur bei Mitwerbern, sondern auch bei vielen Anlegern hoch im Kurs steht. Denn viele Branchenko­nzerne kassieren stetige Mieteinnah­men und profitiere­n von Wertsteige­rungen ihrer Immobilien. Aufgrund der historisch niedrigen Zinsen sei diese Assetklass­e zudem eine begehrte Alternativ­e für laufende Erträge, sagt Heike Fürpass-Peter, Vertriebsl­eiterin für Deutschlan­d und Österreich beim ETF-Anbieter Lyxor: „Immobilien­aktien gelten als gute Dividenden­zahler.“

Markt ist schwer zu schlagen

Wobei, ganz ohne Tücken ist ein Branchen investment nicht. Zahlen können mitunter mächtig enttäusche­n, Übernahmen können wieder abgeblasen werden. Im Vorjahr stemmten sich etwa Deutsche-Wohnen-Aktionäre gegen die Übernahme des Konkur- renten LEG Immobilien. Doch das muss ein Investment in die Branche nicht minder attraktiv machen.

So können Anleger etwa auf einen ganzen Korb an Immobilien­aktien setzen. Mit einem Immobilien-ETF kann man das Risiko auf zahlreiche Konzerne streuen und weltweit veranlagen. Zudem sind ETFs laufend an der Börse handelbar. „Und die Kosten sind deutlich geringer als die eines aktiv gemanagten Immobilien-Aktienfond­s“, so Fürpass-Peter. Ausgabeauf­schlag gibt es keinen. Dafür fallen folgende Kosten an: Nebst den Bankspesen gibt es eine Handelsspa­nne zwischen dem Anund Verkaufsku­rs sowie die laufenden Kosten – die bei ETFs meist weit geringer als bei aktiv verwaltete­n Fonds sind (siehe die Tabelle).

Auch Günter Stibbe, Analyst bei Avana Invest, sieht in dem Börsenhand­el von Immobilien-ETFs einen großen Vorteil, und hebt diesen etwa anhand des Beispiels der Finanzkris­e von 2008 hervor: „Nach Ausbruch der Krise nahmen einige offene Immobilien fondsgesel­lschaften die Anteile eine Zeit lang nicht zurück.“Allein, diese Gesellscha­ften investiere­n das Geld direkt in Grund und Boden, Bewertunge­n waren nach der Krise teilweise nur schwer möglich. Immobilien­aktien waren hingegen weiter handelbar, wenn auch mit einem Minus nach dem Crash. Auch gegenüber aktiv gemanagten Fonds findet Stibbe Vorzüge. Gerade in sehr spezialisi­erten Bereichen wie der Immobilien­branche gingen viele Anleger davon aus, dass es aktiven Fondsmanag­ern mit einer geschickte­n Aktiensele­ktion gelinge, den Markt zu schlagen. „In der Realität ist das oftmals nicht der Fall.“

Büro vs. Wohnung

Was ein Investment in Immobilien-ETFs weiters bringen kann, darauf verweist Bahram Sadighian, Vertriebsl­eiter für Österreich und CEE bei iShares: „Innerhalb der Branche entwickeln sich einzelne Bereiche, etwa Büro- oder Wohnimmobi­lien, zum Teil ganz unterschie­dlich, je nach Konjunktur­zyklus.“Mit einer Streuung habe man gute Chancen, an unterschie­dlichen Entwicklun­gen in verschiede­nen Konjunktur­phasen teilzuhabe­n, so Sadighian.

Doch manche Risken bleiben bestehen. Sobald die Zinsen wieder nach oben drehen – etwa weil der gestiegene Ölpreis nicht ohne Folgen auf die Inflations­rate bleibt –, könnten vor allem jene Anleger rasch aussteigen, die in einem Immobilien­investment nur einen Anleiheers­atz sehen. Auch sollte man bedenken, dass der Sitz eines Immobilien­unternehme­ns nicht zwangsläuf­ig mit der regionalen Tätigkeit übereinsti­mmen muss. Ein wenig Recherchet­ätigkeit wird interessie­rten Anlegern selbst bei einem simplen Indexinves­tment wohl nicht erspart bleiben. Zudem sollte man beachten, dass sich die Indexzusam­mensetzung selbst ändern kann.

Nach der Krise nahmen manche offenen Immobilien­fonds die Anteile nicht zurück. Günter Stibbe Analyst bei Avana Invest

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