Die Presse

Commerzban­k steht vor Durststrec­ke

Deutschlan­d. Details zum massiven Personalab­bau ziehen den Kurs in die Tiefe.

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Wien/Frankfurt. Die Reaktion der Börse hätte sich Martin Zielke sicher anders gewünscht: Am Freitag präsentier­te der im Mai gekürte Commerzban­k-Chef Details zu seiner neuen Strategie. Aber die Turbulenze­n um die Deutsche Bank (siehe oben) zogen auch den Aktienkurs der Nummer zwei der Branche kräftig in die Tiefe. Und anders als bei der Nummer eins blieb er ganztägig im roten Bereich.

Freilich ließen Zielkes Ausführung­en auch keine Euphorie aufkommen: „Wir verdienen einfach nicht genug Geld. Wir müssen dringend etwas tun, um die Bank wieder deutlich profitable­r und wettbewerb­sfähiger zu machen.“Kern des Umbaus ist also eine massive Schrumpfku­r. Schon am Vortag kündigte die Commerzban­k an, 9600 von ihren gut 45.000 Vollzeitst­ellen bis 2020 abzubauen. Weil sie zugleich 2300 neue Jobs schaffen will, fallen unter dem Strich 7300 Posten weg.

Aus dem Investment­banking und dem Eigenhande­l zieht sich das Geldhaus großteils zurück. Statt auf drei Säulen steht das Geschäft künftig nur noch auf zwei: dem Privat- und dem Firmenkund­engeschäft. Damit verabschie­det sich der DAX-Konzern von den hochfliege­nden und kostspieli­gen Plänen der vergangene­n Jahre, zu einem internatio­nalen Player zu werden. Nichts ändern soll sich aber am relativ dichten Filialnetz mit deutschlan­dweit 1050 Standorten.

Die Stimmung hat sich bei der Commerzban­k in nur wenigen Monaten gedreht. Im Frühling hatte sich der langjährig­e Konzernche­f Martin Blessing unter viel Applaus verabschie­det, mit einem Milliarden­gewinn und der ersten Dividende seit 2007. Doch rasch zeigte sich, wie stark das Geldhaus unter den neuen Hürden leidet: dem Zinstief, verschärft­en Auflagen der Aufseher und dem Vormarsch der digitalen Konkurrenz. (red.)

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