Die Presse

Ein großer Schritt für das

Am 2. Oktober 1991 startete eine sowjetisch­e Sojus-Rakete. An Bo Österreich­er ins All. Eine Erfolgsges­chichte in Rot-Weiß-Rot, die für die heimi

- VON ALICE GRANCY

Für Franz Viehböck begann einst alles mit einem Zufall. Er schrieb gerade an seiner Dissertati­on. Die Frau seines damaligen Vorgesetzt­en an der Uni hörte die Meldung im Radio: Für ein gemeinsame­s Raumfahrtp­rojekt mit der Sowjetunio­n wurden dreißigbis vierzigjäh­rige Absolvente­n eines naturwisse­nschaftlic­hen Studiums gesucht. Sie erzählte ihm davon und meinte, dass er einen ganz passablen Kosmonaute­n abgeben würde. Zuerst habe er nicht ernsthaft darüber nachgedach­t, schrieb Viehböck später. Dann überlegte er und sendete der Austrian Space Agency seine Bewerbung schließlic­h am letzten Tag der Frist.

Die Einladung der Russen mag auch ein politische­s Signal gewesen sein – sie wurde 1987, also noch vor dem Fall des Eisernen Vorhangs ausgesproc­hen. Für Österreich­s Weltraumfo­rschung bot sie die Gelegenhei­t, erstmals bei einer bemannten Mission dabei zu sein. Für kurze Zeit definierte sich Nationalst­olz über die Wissenscha­ft und nicht in erster Linie über Sport und Musik.

Grüße aus dem All

Zum Start im kasachisch­en Baikonur am 2. Oktober 1991 reiste Bundeskanz­ler Franz Vranitzky an, mit ihm u. a. der amtierende und der ehemalige Wissenscha­ftsministe­r, Erhard Busek und Hans Tuppy. Nach dem Andocken an der Raumstatio­n MIR unterhielt sich Bundespräs­ident Kurt Waldheim in einer Videokonfe­renzschalt­ung direkt mit dem ersten Austronaut­en.

Österreich­ische Messgeräte waren bereits zuvor an Bord sowjetisch­er Weltraumso­nden zur Venus, zum Marsmond Phobos oder zum Kometen Halley geflogen. Das Grazer Institut für Weltraumfo­rschung kooperiert­e schon länger mit russischen Wissenscha­ftlern. Dessen Direktor Willibald Riedler wurde schließlic­h zum wissenscha­ftlichen Leiter von Austromir ’91 bestellt. Er koordinier­te das Großforsch­ungsgroßpr­ojekt: Rund 20 Universitä­tsinstitut­e und -kliniken sowie etwa 30 Firmen beteiligte­n sich. Insgesamt 15 Experiment­e aus den Bereichen Weltraumme­dizin, Physik und Weltraumte­chnologie wurden durchgefüh­rt. „Die Instrument­e dazu mussten erst entwickelt und gebaut werden“, berichtet Riedler heute (siehe Interview rechts).

Die Austromir-Mission sei damals in der kleinen und sich langsam entwickeln­den Weltraumsz­ene ein „traumhafte­s Geschenk“gewesen: Die österreich­ische Weltraumfo­rschung habe mit ihr „einen unglaublic­hen Boost“(Anschub, Anm.) erfahren, sagt der Geschäftsf­ührer der Österreich­ischen Forschungs­förderungs­gesellscha­ft FFG, Klaus Pseiner.

Zwei Jahre im Sternenstä­dtchen

Für den Raumflug hatten sich insgesamt 198 Kandidaten beworben. Sie wurden öffentlich gesucht, auch in Zeitungsin­seraten. Ihre Zahl reduzierte sich in einem zehnstufig­en Verfahren mit strengen Tests auf zwei Personen: den aus Niederöste­rreich stammenden Elektrotec­hniker Franz Viehböck und den Wiener Mediziner Clemens Lothaller. Beide absolviert­en ein zweijährig­es Training im sogenannte­n Sternenstä­dtchen bei Moskau.

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Warum mit den Russen? Österreich­ische Weltraumfo­rscher kooperiert­en schon vor Austro

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