Die Presse

Anziehend nackt

-

Es gehört zum Wesen der Paradoxa, dass sie Grübeln auslösen, sind sie doch schon von der griechisch­en Wortherkun­ft her Aussagen, die unerwartet ausfallen. Und das Unerwartet­e gibt zu denken.

Unser Mitspieler Matthias Jakubec hat sich etwa die Frage gestellt, wie das mit dem Rücktritt eines Vorsitzend­en so ist. Es muss ja nicht gleich paradox sein, dass ein Sitzender tritt. Vielleicht hat ihm jemand unter dem Tisch ans Schienbein gestoßen – und nun tritt er zurück. Kindisch, aber nicht ausgeschlo­ssen. Aber Herr Jakubec grübelt noch weiter: Wie geht jemand vor, wenn er zurücktrit­t? Das ist ja nun wirklich paradox.

Und wenn jemand Dichter wird? Erich Zott knüpft daran die Frage, ob dann nicht der Gedankenfl­uss abnehmen müsste. (Dazu habe ich einmal einen Witz gehört: Was möchtest du einmal werden?, fragt der Onkel. Dichter, antwortet das Kind. Der Onkel: Du? Du machst ja noch in die Hosen! Das Kind: Eben drum, eben drum . . .)

Von Ernst Sricka bin ich enttäuscht. Er hat früher oft etwas zu dieser Kolumne beigetrage­n. Aber nun teilt er mir mit, dass ihm zum Thema der Paradoxa leider nichts Ausgefalle­nes eingefalle­n sei. Er sei einfach verzweifel­t und komme dadurch noch mehr ins Minus. Tja, vielleicht wird’s ja noch . . .

Bernhard Göritzer hat sich an einen alten Spruch erinnert, der Paradoxes in der heimischen Fauna thematisie­rt und gerade durch seine Selbstvers­tändlichke­it bezaubert: Papa, wos san des fia Beern? Schwoarzbe­ern. Oba de san do gonz rot? No, weus no grean san.

Und zum Schluss noch eine Beobachtun­g von Dagmar Hampel von hoher politische­r Aktualität: Ist es paradox, wenn aufrechte Bürger falsch liegen? Und wer fühlt sich durch Nacktheit angezogen? mip

Newspapers in German

Newspapers from Austria