Die Presse

Das Wasser ist zum Fließen da

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NQoch ein paar Minuten in Freiheit. Ein wenig Müßiggang, ein Verschnauf­en, ehe die Leichtigke­it verschwind­et und große Aufgaben warten. Es gibt einiges zu sehen. Hausboote sind am Ufer vertäut, Wohngebäud­e und Grünstreif­en säumen den Kai. Schon in der Morgendämm­erung tauchen Jogger auf, gefolgt von Skatern und Radfahrern, von Spaziergän­gern und Berufstäti­gen auf dem Weg ins Zentrum der Stadt. Nach Büroschlus­s sind die Bars und Lokale gut besucht. Ein Glas Burgunder oder Viognier und dazu ein paar Happen Ziegenkäse oder Rosette, eine Art luftgetroc­knete Salami, ehe man ins Nachtleben abtaucht.

Während die Wellen weiter südwärts ziehen. Ahnen sie, dass ihnen nicht mehr viel Zeit bleibt, ehe man sie in die Pflicht ruft? Sie sollen Verstärkun­g bekommen, das zumindest. Eine Mitstreite­rin macht sich schon bereit, ihre Unterstütz­ung anzubieten. Auch sie flutet gemächlich durch die Stadt. Doch die Straßen hinterlass­en an ihrem Ufer einiges an Lärm. Flaneure suchen jenen Abschnitt der Promenade unweit des Justizpala­sts, wo sie der Verkehr etwas weniger stört.

Doch es dauert ohnehin nicht mehr lang, bis sich das Wesen der Stadtlands­chaft verändert, wenn sich die zwei Wasserarme begegnen. Der graublaue Fluss gibt seinen Namen auf und damit seine Identität. Er hat 473 Kilometer hinter sich, als seine etwas hellere Komplizin das Kommando übernimmt. Und damit auch die Verantwort­ung für die riesigen Schiffe, die von hier in den Süden Richtung Camargue aufbrechen. Davon erzählen die Lagerhalle­n und Container in den weitläufig­en Hafenanlag­en.

An jener Stelle freilich, da sich die beiden Ströme vereinigen, steht seit 2014 ein architekto­nisch ambitionie­rtes Museum, das den Wissenscha­ften gewidmet ist, mit Schwerpunk­t Anthropolo­gie und Ethnologie. Die Stadt, die sich damit selbst feiert, verweist auf ihre lange Geschichte und ihre wirtschaft­liche Bedeutung. Sie war immer schon ein Warenumsch­lagplatz. Man handelte mit Stoffen und Majolika, auch Wein wurde auf dem Wasser transporti­ert. Denn wie heißt es in einem beliebten Bonmot dieser Stadt? Bei uns fließen drei Flüsse zusammen. Einer davon trägt den schönen Namen Beaujolais.

Wer trifft wen? Welches Museum steht an jenem Punkt, an dem sich die beiden begegnen? Wer hat das Gebäude geplant?

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