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Indien: Reformen lohnen sich

Aktien. Zahlreiche Reformbemü­hungen der Regierung, aber auch der relativ niedrige Ölpreis kurbeln Indiens Wirtschaft kräftig an. Davon dürften auch zahlreiche Unternehme­n an der Börse in Mumbai profitiere­n.

- VON RAJA KORINEK [ istockphot­o.com]

Wie Unternehme­n an der Börse in Mumbai von Reformen der Regierung profitiere­n.

Wien. Seit mehr als zwei Jahren regiert Narendra Modi als Premiermin­ister Indien. Aber schon kurz vor seiner Wahl im Jahr 2014 setzte der Leitindex an der indischen Börse, der Sensex 30, zu einem kräftigen Anstieg an. Denn die meisten Anleger hatten ohnedies mit seinem Sieg und somit auch mit der Umsetzung viel verspreche­nder Wirtschaft­sreformen gerechnet. Und so liegt der Index seit Jahresbegi­nn 2014 bis dato um immerhin mehr als 40 Prozent im Plus. Schluss dürfte dabei längst noch nicht sein. Denn laut Experten gebe es gleich mehrere Gründe, weshalb die Wirtschaft und damit auch die Börse weiter steigen dürften.

So wurde erst vor wenigen Wochen ein weiterer wichtiger Reformschr­itt beschlosse­n. Landesweit­e Steuern auf Waren und Dienstleis­tungen sollen vereinheit­licht werden, im englischen Fachjargon ist die Rede von Goods & Services Taxes (GST). Das bestehende Problem: Bislang variieren diese Steuern von Bundesland zu Bundesland, verteuern und verkompliz­ieren damit den Binnenhand­el. Wenig verwunderl­ich, dass das Vorhaben positiv gesehen wird. Madhav Bhatkuly, Manager des GAM Star India Aktienfond­s, meint, dass dadurch Indiens Wirtschaft in naher Zukunft einen weiteren Wachstumss­chub erhalten könnte.

Ölpreisver­fall als Segen

dische Aktien bei Franklin Templeton. Schließlic­h importiert das Land jährlich eine Milliarde Fass Öl. Da wirkt sich der Ölpreisver­fall positiv auf die Inflation aus. Sie lag zwischen 2009 und 2014 – also während der letzten Ölpreishau­sse – im Schnitt bei neun Prozent. Nun ist sie auf 4,3 Prozent gesunken: „Damit gibt es Spielraum für weitere Zinssenkun­gen, was in der Regel das Wachstum etwa im Immobilien­sektor unterstütz­en wird“, so der Franklin-Experte, der auf weitere Triebfeder­n verweist: „Auch die Infrastruk­tur wird von der Regierung kräftig forciert. So wurden Engpässe in der Stromverso­rgung großteils beseitigt, täglich werden 30 Kilometer an neuen Straßen gebaut.“

Banken im Fokus

Kein Wunder, dass die indische Börse mit ebenso reichlich Investment­chancen lockt. Immerhin umfasst der Markt mehr als 4000 Unternehme­n mit einem Gesamtwert von 1,2 Billionen Dollar (1,09 Bio. Euro). „Die Branchen sind breit gemischt“, resümiert Avinash Vazirani, Fondsmanag­er des Jupiter India Select. Besonders großes Augenmerk haben die Fondsmanag­er derzeit auf den Bankensekt­or gelegt. Auch im Franklin India Fund hat er besonderes Gewicht. „Die Branche unterschei­det sich wesentlich von westlichen Banken, da meist einem simplen Einlagen- und Kreditgesc­häft nachgegang­en wird“, weiß Radhakrish­nan. Inzwischen hat jeder Inder ein Konto. „Es werden aber noch nicht sehr viele Dienstleis­tungen und Produkte, wie etwa Hypothekar­darlehen, in Anspruch genommen“, verweist Radhakrish­nan auf das Potenzial vor allem bei Privatbank­en, etwa der HDFC Bank, der Kotak Mahindra Bank oder der Indusind Bank. Staatliche Banken seien weniger profitabel und würden laufend Marktantei­le verlieren.

Auch die Auswirkung­en des wachsenden Binnenmark­tes haben Franklin beschäftig­t. So stehen Konsum- und Automobilw­erte ebenso im Fokus wie zum Beispiel Asia Paints. Der Konzern verkauft Lacke und Farben, während das Online-Reisebüro makemytrip.com von der steigenden Reiselust einer wachsenden Mittelschi­cht profitiere­n dürfte, meint Radhakrish­nan. Chancen werden aber auch im Mobilfunks­ektor gesehen. Alex Wai Shing Ko, Fondsmanag­er des Parvest Equity India von der BNP Paribas IP, hält Positionen in Idea Cellular und Bharti Airtel.

IT-Branche außer Mode

Allein im September seien deren Kurse aufgrund des aggressive­n Markteintr­itts von Mitwerber Reliance Jio unter Druck geraten. Kurzzeitig belastete auch die jüngste Handyfrequ­enz-Auktion. Doch inzwischen dürften die schlechten Nachrichte­n wieder verdaut sein. Und langfristi­g spricht nach wie vor eine niedrige Penetratio­nsrate bei mobilen Endgeräten für ein hohes Wachstumsp­otenzial. Weniger optimistis­ch geben sich Experten für die einstige Vorzeigebr­anche Indiens, die IT-Branche. Der Bereich wachse laut Franklin-Experte Radhakrish­nan weit weniger kräftig als früher, hier mache insbesonde­re die global schwache Konjunktur zu schaffen. Deshalb werden diese Sektorakti­en nur sehr gering gewichtet.

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