Gebannt von Politik und Notenbanken
Politik. Anleger blicken auch weiterhin ängstlich nach Washington und Frankfurt.
Wien. Ereignisreicher hätte die Vorwoche kaum sein können. Da trafen sich die US-Präsidentschaftsbewerber, Hillary Clinton und Donald Trump, zum dritten und letzten TVDuell. Da legte die US-Notenbank Fed ihren Konjunkturbericht („Beige Book“) vor. Und da konferierten die Mitglieder der Europäischen Zentralbank (EZB).
Aber auch wenn da wie dort die Interpretationen der Ereignisse etwas klarer auszufallen beginnen, bleibt als Resultat doch festzuhalten: Was genau Anleger in den restlichen zwei Monaten des Jahres von den genannten Institutionen und Prozeduren zu erwarten haben, lässt sich nach wie vor nicht mit Sicherheit sagen.
Bei den US-Wahlen etwa gingen die Börsianer in der Hoffnung auf Kontinuität bereits fest von einem Sieg Clintons aus, meint Fondsmanager Thomas Altmann von OCPartners am Donnerstag. Aber die Erinnerung an das Brexit-Referendum, als sich die Prognostiker in der Hoffnung auf einen Verbleib der Briten in der EU fundamental geirrt hatten, ist dennoch frisch.
Einigkeit herrscht nur darüber, dass es vor den Wahlen am 8. November keine Erhöhung des Zinssatzes mehr geben wird. Umso mehr scheint sich die Ansicht zu verfestigen, dass der nächste Zinsschritt nun doch im Dezember folgen werde. Aus der Führungsebene der US-Notenbank mehren sich die Signale für eine baldige Erhöhung. Der Chef des Fed-Ablegers in New York, William Dudley, ließ keinen Zweifel daran, dass wohl nur noch ein Konjunktureinbruch die Pläne für eine geldpolitische Straffung durchkreuzen könnte. Von einer Konjunkturaufhellung ist jedenfalls nichts zu sehen − dem „Beige Book“zufolge ist die US-Wirtschaft in den meisten Notenbankbezirken zuletzt wenig bis mäßig gewachsen.
Groß wird der Zinsschritt daher in keinem Fall ausfallen. Seit Dezember 2015 liegt der Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Geld in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,5 Prozent.
Entgegen dieser relativen Klarheit aus den USA bleibt gänzlich unklar, wie die EZB weiter vorgehen wird. Ihre Sitzung in der Vorwoche brachte dafür keine neuen Erkenntnisse. OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny stellte am Freitag in Aussicht, dass die EZB bereits im Dezember über die Fortführung der ultralockeren Geldpolitik entscheiden werde. (red.)