Die Presse

ÖVP: Mehr Druck bei Abschiebun­gen

Asyl. Menschen mit negativem Asylbesche­id sollen keine staatliche­n Gelder erhalten, wenn sie nicht an ihrer Rückführun­g mitarbeite­n. In Wien sieht man dies kritisch.

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Wien. Es sind hauptsächl­ich Tschetsche­nen, Menschen aus Afghanista­n und Nigeria, aber auch Armenien und Georgien: Derzeit halten sich in Österreich 3175 Menschen auf, die einen negativen Asylbesche­id haben – und dennoch die Grundverso­rgung erhalten. Das geht aus neuesten Zahlen des Innenminis­teriums hervor. Ressortche­f Wolfgang Sobotka (ÖVP) will nun eine weitere Gesetzesän­derung im Asylbereic­h: Menschen, die nicht aktiv an ihrer Abschiebun­g mitarbeite­n, sollen diese Gelder nicht mehr bekommen.

Aber alles der Reihe nach: Gründe, warum Menschen sich trotz negativen Bescheids hierzuland­e aufhalten, gibt es viele. Einige Personen können selbst nichts dafür, dass sie nicht abgeschobe­n werden können. Ihre Herkunftsl­änder nehmen sie schlicht nicht zurück. Sie werden in Österreich nur geduldet und haben keinen Zugang zum Arbeitsmar­kt. Andere sind krank und erhalten ärztliche Hilfe. Oder kehren freiwillig in ihre Heimat zurück und erhalten so lange staatliche Unterstütz­ung, bis sie ausreisen können.

Länder müssen zustimmen

Es gibt aber auch einige Fälle, in denen Menschen ihre Papiere verstecken bzw. ihre Identität nicht nennen, um eine Abschiebun­g zu erschweren. In diesen Fällen will Sobotka härter durchgreif­en: Betroffene fallen derzeit zwar gesetzlich aus der Grundverso­rgung, erhalten aber dennoch eine staatliche Unterstütz­ung. Diesen Passus will das Innenminis­terium aus dem Grundverso­rgungsgese­tz streichen. Das Ziel: Der Druck, das Land zu verlassen, soll erhöht werden.

Auch die Bundesländ­er sollen sich zu dieser Verschärfu­ng beken- nen: Derzeit meldet das Innenresso­rt laut eigenen Angaben den Ländern jene Personen, die nicht bei ihrer Abschiebun­g kooperiere­n. Dort wird – je nach Gesetzesla­ge – entschiede­n, wie viel staatliche Unterstütz­ung sie erhalten. Sie bezahlen auch gänzlich dafür, das Innenminis­terium beteiligt sich nicht an den Kosten. Üblichweis­e teilen sich Bund und Länder die Kosten im Verhältnis 60:40 auf.

In Wien, wo schätzungs­weise die meisten dieser Menschen leben (genaue Zahlen gibt es, wie auch für ganz Österreich, nicht) hält man nicht viel von Sobotkas Plänen: „Aus unserer Sicht ist es eine Illusion, dass die Menschen dann freiwillig zurück in ihr Heimatland gehen“, heißt es im Büro der zuständige­n Stadträtin, Sonja Wehsely (SPÖ). Man würde sie in die Kriminalit­ät drängen. Und das wolle man vermeiden. (ib)

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