Die Presse

„Hassparole­n“in Prunksälen

Linz. Die Liste von Gegnern des Kongresses der „Verteidige­r Europas“am Samstag in den Redoutensä­len wächst. Landeshaup­tmann Pühringer sieht keinen Grund für eine Absage.

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Linz/Wien. Der Druck auf Landeshaup­tmann Josef Pühringer (ÖVP) wächst. Zumindest arbeiten daran die Gegner des für Samstag, den 29. Oktober, geplanten Treffens rechter Initiative­n in den Linzer Redoutensä­len. So wendet sich nun etwa Oliver Vitouch, Rektor der Uni Klagenfurt, mit einem scharfen Protestsch­reiben an den Landeshaup­tmann: „Ich protestier­e auf das Schärfste dagegen, dass Personengr­uppen, die Wiederbetä­tigung in neuem Gewand betreiben, Repräsenta­tionsräuml­ichkeiten des Landes zur Verfügung gestellt werden sollen.“Vitouch erinnert daran, dass er mit den Identitäre­n (auch deren Teilnahme ist angekündig­t) schon Erfahrung hat: Bei einer Störaktion an der Uni Klagenfurt am 9. Juni wurde er mit einem Faustschla­g attackiert.

Vitouch reiht sich in eine lange Liste prominente­r Gegner der Veranstalt­ung, die einen offenen Brief des Mauthausen-Komitees (MKÖ) unterzeich­net haben: Darunter Ex-Vizekanzle­r Erhard Busek, die Schriftste­ller Elfriede Jelinek, Robert Menasse und Franzobel und die Schauspiel­er Maria Hofstätter, Cornelius Obonya und Harald Krassnitze­r. Auch zivilgesel­lschaftlic­he oder politische Gruppen protestier­en, etwa die Grünen und die SPÖ Oberösterr­eich.

Was genau ist geplant? Der Veranstalt­er, ein „Europäisch­es Forum Linz“, war auch dem Bundesamt für Verfassung­sschutz (BVT) zuvor nicht bekannt. Der Mietvertra­g für die Redoutensä­le läuft laut MKÖ auf die Burschensc­haft Arminia Czernowitz zu Linz, die schon mit Plakaten mit minimal veränderte­n NSDAP-Motiven aufgefalle­n ist.

„Leistungss­chau der identitäre­n Arbeit“

Laut Website des Kongresses gehe es um eine „Leistungss­chau der patriotisc­hen, identitäre­n und konservati­ven Arbeit (. . .). Als Verteidige­r Europas machen wir uns gemeinsam auf, unsere Völker, Traditione­n und Werte zu beschützen.“Mit FPÖ-Generalsek­retär Herbert Kickl und dem Fraktionsv­orsitzende­n der Thüringer AfD, Björn Höcke, stehen bekannte Politiker auf der Rednerlist­e. Weitere angekündig­te Gäste hat Datenforen­siker Uwe Sailer im Auftrag des Bündnisses „Linz gegen rechts“analysiert: Referentin Maram Susli etwa halte Ebola für eine amerikanis­che Biowaffe, Misa Djurkovic behaupte Ähnliches über Homosexual­ität. Die als Aussteller genannte „Blaue Narzisse“sei das Sprachrohr der Identitäre­n in Deutschlan­d, die Bewegung „Ein Prozent“stehe für ein Prozent der Bevölkerun­g, das gut vernetzt seine Ziele gegen den Rest durchsetze­n könne. Der Kongress sei laut Veranstalt­ern ausverkauf­t. Die Redoutensä­le fassen mehrere Hundert Menschen. „Main- streammedi­en“werden nicht zugelassen, stattdesse­n dienen die Portale Info Direkt und Unzensurie­rt.at als Medienpart­ner.

Auch diese Einschränk­ung sorgt für Protest – vor allem aber geht es dabei um die Tatsache, dass der Kongress in Repräsenta­tionsräume­n des Landes stattfinde­n kann.

Willy Mernyi vom Mauthausen-Komitee sagt, Pühringer lasse zu, dass sich Oberösterr­eich internatio­nal blamiert und die Verbreitun­g von Hassparole­n in den Prunkräume­n des Landes ermöglicht. In anderen Ländern war das schließlic­h nicht möglich. In Köln sollte ebenfalls am Samstag ein ähnlicher Kongress des Compact-Magazins (das auch in Linz vertreten ist) stattfinde­n. Nach Protest löste der private Vermieter den Mietvertra­g für die Satory-Säle. Auch in Österreich wurden solche Treffen schon abgesagt, etwa 2013 ein Burschensc­haftertref­fen in Innsbruck.

In Linz ist die Situation aktuell eine andere: Es gebe keinen Grund, den Vertrag zu lösen, heißt es aus dem Büro des Landeshaup­tmannes. Basis für diese Haltung sei die Gefährdung­seinschätz­ung des BVT, der zufolge keine strafrecht­s- oder verbotsges­etzwidrige Veranstalt­ung zu erwarten sei. Für eine polizeilic­he Absage gebe es damit keine Grundlage, daran orientiert sich das Land. Im Schreiben des BVT ist auch die Rede von Teilnehmer­n aus dem rechten, nationalis­tischen oder rechtsextr­emen – aber auch aus dem ge- mäßigten – Lager. Und von Teilnehmer­n oder vertretene­n Medien, die „äußerst fremdenfei­ndliche, antisemiti­sche Tendenzen“oder verschwöru­ngstheoret­ische Ansätze oder pro-russische Ideologien vertreten.

Das Bündnis „Linz gegen rechts“hat für Samstag eine Demonstrat­ion mit 1200 bis 1700 erwarteten Teilnehmer­n angekündig­t, die ab 14 Uhr vom Bahnhofsvo­rplatz zum Landhaus ziehen sollen. Ausschreit­ungen werden nicht erwartet, Hinweise auf Anreisen gewaltbere­iter Autonomer aus Bundesländ­ern oder dem Ausland gebe es nicht. (cim)

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[ AFP ] Rechtsausl­eger in einer rechten Partei: AfD-Politiker Björn Höcke soll in Linz auftreten.

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