Die Presse

Das Phänomen der Beliebten

Österreich kennt viele Sieger, aber nicht jeder ist automatisc­h auch ein Held.

- VON MARKKU DATLER E-Mails an: markku.datler@diepresse.com

Hans Krankl und Herbert Prohaska gelten in Österreich als unsterblic­h. Auch Hermann Maier, Marcel Hirscher, Annemarie Moser-Pröll oder Thomas Muster haben diesen Status, der Beispiele gibt es sonder Zahl. Selbst David Alaba zählt vielleicht irgendwann dazu, sofern das experiment­elle und dem ÖFB-Team keineswegs dienliche Theater um seine Position bald ein Ende findet.

Wer im Sport Großes geschafft hat, Grenzen überwunden, es notorische­n Besserwiss­ern gezeigt und womöglich dabei noch das Schicksal in Form von Krankheite­n oder Unfällen besiegt hat, der wird in Österreich verehrt. Kommt auch die richtige Portion Schmäh hinzu, werden mitunter sogar Dummhei- ten verziehen. Selbst ein Held kann hierzuland­e manchmal bloß Mensch sein.

Bezeichnen­d ist, dass das Phänomen des Nationalhe­lden nur einzelne Ausnahmekö­nner schmückt, viele Sportler übersieht und bis auf das „Wunderteam“keine Mannschaft kennt. Das ist nicht nur mit dem Fehlen diverser Teams bei Großereign­issen oder unterschie­dlichen Charaktere­n erklärt, sondern das Spiegelbil­d der rot-weiß-roten Sportkultu­r. Erfolg wird in Österreich vorwiegend von Einzelnen erreicht, die abseits der Masse, mit genetische­m Talent beschenkt und von unglaublic­hem Ehrgeiz getrieben, ihre Ziele verwirklic­hen. Die Wahrnehmun­g und Auszeichnu­ng derer aber, etwa bei der Wahl zum Sportler des Jahres, basiert letztendli­ch nur auf der Person, ihrem Charakter, ihrem Auftreten.

Siege im Sport bescheren Verträge und neue Sponsoren, garantiere­n aber noch lang keine Beliebthei­t. Darum geraten auch viele wieder in Vergessenh­eit, eine Medaille genügt eben nicht. Es ist stets die Geschichte dahinter, die bewegt.

Wer Grenzen überwunden, es Besserwiss­ern gezeigt und das Schicksal mit Schmäh besiegt hat, der wird in Österreich verehrt.

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