Das Phänomen der Beliebten
Österreich kennt viele Sieger, aber nicht jeder ist automatisch auch ein Held.
Hans Krankl und Herbert Prohaska gelten in Österreich als unsterblich. Auch Hermann Maier, Marcel Hirscher, Annemarie Moser-Pröll oder Thomas Muster haben diesen Status, der Beispiele gibt es sonder Zahl. Selbst David Alaba zählt vielleicht irgendwann dazu, sofern das experimentelle und dem ÖFB-Team keineswegs dienliche Theater um seine Position bald ein Ende findet.
Wer im Sport Großes geschafft hat, Grenzen überwunden, es notorischen Besserwissern gezeigt und womöglich dabei noch das Schicksal in Form von Krankheiten oder Unfällen besiegt hat, der wird in Österreich verehrt. Kommt auch die richtige Portion Schmäh hinzu, werden mitunter sogar Dummhei- ten verziehen. Selbst ein Held kann hierzulande manchmal bloß Mensch sein.
Bezeichnend ist, dass das Phänomen des Nationalhelden nur einzelne Ausnahmekönner schmückt, viele Sportler übersieht und bis auf das „Wunderteam“keine Mannschaft kennt. Das ist nicht nur mit dem Fehlen diverser Teams bei Großereignissen oder unterschiedlichen Charakteren erklärt, sondern das Spiegelbild der rot-weiß-roten Sportkultur. Erfolg wird in Österreich vorwiegend von Einzelnen erreicht, die abseits der Masse, mit genetischem Talent beschenkt und von unglaublichem Ehrgeiz getrieben, ihre Ziele verwirklichen. Die Wahrnehmung und Auszeichnung derer aber, etwa bei der Wahl zum Sportler des Jahres, basiert letztendlich nur auf der Person, ihrem Charakter, ihrem Auftreten.
Siege im Sport bescheren Verträge und neue Sponsoren, garantieren aber noch lang keine Beliebtheit. Darum geraten auch viele wieder in Vergessenheit, eine Medaille genügt eben nicht. Es ist stets die Geschichte dahinter, die bewegt.
Wer Grenzen überwunden, es Besserwissern gezeigt und das Schicksal mit Schmäh besiegt hat, der wird in Österreich verehrt.