Die Presse

Gute Geschäfte, kaum Investitio­nen

KMU-Barometer. Trotz positiven Geschäftsk­limas zögern die KMU bei Investitio­nen. Grund sind der Brexit und geopolitis­che Unsicherhe­iten.

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Die europäisch­en KMU werden sich in den kommenden sechs Monaten weiter erholen, aber sie sind weiterhin zögerlich bei Investitio­nen, so das Ergebnis des aktuellen KMU-Barometers, einer europaweit­en Umfrage unter KMU, die Geschäftse­rwartungen und Investitio­nsvorhaben abfragt. „Dank der positiven Entwicklun­g der Binnenwirt­schaft hat in den jüngsten Umfragen vor allem der Dienstleis­tungssekto­r profitiert. Aktuell zeichnen sich auch Signale einer Erholung in der Bauwirtsch­aft ab“, berichtet Ulrike Rabmer-Koller, WKO-Vizepräsid­entin und Präsidenti­n des Europäisch­en Dachverban­ds der kleinen und mittleren Unternehme­n (UEAPME), der den EU-Barometer herausgibt.

Eine wichtige Kenngröße, der Geschäftsk­limaindex für KMU in Europa, bleibt stabil bei 75,5 und damit klar über der neuralgisc­hen 70-Punkte-Marke, die die Schwelle für ein neutrales Geschäftsk­lima darstellt. Allerdings gibt es auch negative Signale. Die Entwicklun­gen gehen im Norden und Süden Europas in eine ähnliche Richtung, die dahinter liegenden Gründe unterschei­den sich jedoch: Im Norden zeichnen sich erste negative Effekte des Brexit ab, insbesonde­re für jene Länder, die eine starke Verflechtu­ng mit Großbritan­nien aufweisen. Im Süden hingegen verlangsam­t die Situation in Griechenla­nd und in Italien die Erholung.

Politische Unsicherhe­iten

Rabmer-Koller macht zudem geopolitis­che Unsicherhe­iten wie die Flüchtling­skrise, die schwache Wachstumse­ntwicklung in China, die Sanktionen in Russland und das Votum in Großbritan­nien für einen Brexit für die zuletzt gestiegene Unsicherhe­it verantwort­lich. „Im Vergleich zu den sonst deutlich optimistis­cheren Erwartunge­n bei Umsätzen und Beschäftig­ung sind die europäisch­en KMU weiterhin zurückhalt­end mit ihren Investitio­nsplänen.“Das zeigt sich auch in den Ergebnisse­n des KMUBaromet­ers für Österreich. Demnach liegt der Fokus der heimischen Unternehme­n auch für die kommenden zwölf Monate auf Ersatzinve­stitionen und nicht auf Neuinvesti­tionen: Nur 30 Prozent der KMU in Österreich geben Neuinvesti­tionen als Hauptmotiv für ihre geplanten Investitio­nen an. Rund ein Drittel der Befragten plant für die kommenden zwölf Monate überhaupt keine nennenswer­ten Investitio­nen. Positiv sieht Rabmer-Koller den Umstand, dass jene KMU, die Neuinvesti­tionen planen, diese mit zunehmende­r Innovation und Digitalisi­erung begründen.

Entlastung­en gefordert

Vor dem Hintergrun­d der besseren Aussichten der KMU auf europäisch­er Ebene betont die UEAPMEPräs­identin die Notwendigk­eit zur Unterstütz­ung dieser sich abzeichnen­den Erholung mit der Verbesseru­ng der Rahmenbedi­ngungen für KMU in Europa. Zu den Problemfel­dern für KMU zählt sie mangelnde Finanzieru­ngsmöglich­keiten für Investitio­nen, den Mangel an gut ausgebilde­ten Fachkräfte­n und Abbau von Bürokratie.

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