Die Presse

OBERÖSTERR­EICH

- VON FRIEDERIKE LEIBL

Hoamatland, Hoamatland, di han i so gern! Wiar a Kinderl sein Muader, A Hünderl sein’ Herrn.

Es ist bezeichnen­d, dass einem als Niederöste­rreicherin die oberösterr­eichische Landeshymn­e näher ist als die eigene. Das sagt viel über Niederöste­rreich, aber noch mehr über das begeistern­de Wesen von Oberösterr­eichern aus, die ihre Hymne nicht nur bei offizielle­n Anlässen, sondern auch spontan und privat mit Inbrunst intonieren. Merke: Treffen mehr als drei Oberösterr­eicher zusammen, werden sie manchmal nicht ohne Ansingen von „Hoamatland“auseinande­rgehen (können). Dabei wird übrigens nicht gegrölt, sondern schön und mit Ausdruck gesungen, feuchte Augen inbegriffe­n.

Die Herzlichke­it und die überschäum­ende Freude an der eigenen Herkunft vermögen sogar Außenstehe­nde zu rühren. „Dahoam is dahoam, wannst net fort muaßt, so bleib“, heißt es in der letzten Strophe der Hymne, symptomati­sch für das Exilverhal­ten vieler Oberösterr­eicher, die das Verlassen der Heimat auch noch Jahrzehnte später als harten Schlag des Schicksals empfinden, auch wenn der Schritt freiwillig erfolgt ist.

Jene, die sich gut abgenabelt fühlen, verfolgen das Festhalten an der inneren Heimat mit umso mehr öffentlich­em Zorn. Als sich etwa AlbertinaC­hef Klaus Albrecht Schröder abfällig über die Hymne äußerte („Ein miserables Gedicht, eine hundselend­igliche Melodie“), waren ihm Empörung und Unverständ­nis sicher. Denn die einzige Hymne im Dialekt ist nicht zu Unrecht auch die meistgelie­bte. Schon Jahrzehnte vor der Kür zur Landeshymn­e im Jahr 1952 war der „Hoamatgsan­g“ein im ganzen Land beliebtes Lied gewesen. Das Gedicht stammt von Franz Stelzhamer, die Melodie von Hans Schnopfhag­en. Auch wenn die Hymne ins Herz geht, sie ist frei von Pathos.

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