STEIERMARK
Hoch vom Dachstein an, wo der Aar noch haust, bis zum Wendenland am Bett der Sav‘ und vom Alptal an, das die Mürz durchbraust, bis ins Rebenland im Tal der Drav‘ Dieses schöne Land ist der Steirer Land, ist mein liebes teures Heimatland, dieses schöne Land ist der Steirer Land, ist mein liebes, teures Heimatland!
Nein, der urige Erzherzog-Johann-Jodler ist nicht die Hymne der Steirer, es sind die Strophen eins, zwei, drei und zehn des Dachsteinlieds, dessen harmonische fünf Anfangstöne im Minutentakt hört, wer in der Hauptstadt Graz mit der Straßenbahn fährt. Die vom Domorganisten Ludwig Carl Seydler komponierte Melodie (G-Dur, Dreivierteltakt) ist gar nicht so leicht zu singen, wird aber auch für andere Volkslieder verwendet – etwa im Ötzal und in der Schweiz, sogar in Deutschland. Den steirischen Text hat der Grazer Buchhändler Jakob Dirnböck für das 25-Jahr-Jubiläum der von Erzherzog Johann 1819 gegründeten Landwirtschaftsgesellschaft verfasst.
1929 wurde das Lied zur Landeshymne. Da war die Steiermark längst nicht mehr so groß, wie die erste Strophe behauptet. Der Dachstein an der Grenze zu Oberösterreich ist zwar mit 2995 Metern noch immer der höchste Berg der beiden Länder, das Mürztal gehört noch immer zur grünen Mark, doch wer die Geschichte Europas nicht kennt, kann mit dem „Wendenland am Bett der Sav‘“und dem „Rebenland im Tal der Drav‘“wenig anfangen, könnte gar steirische Expansionsgelüste unterstellen. Denn die Untersteiermark, eine liebliche Gegend des einstigen Herzogtums, ging nach dem Ersten Weltkrieg verloren. Als Slowenien 2004 der EU beitrat, wurde erwogen, ob nicht endlich der Text der steirischen Landeshymne geändert werden sollte. Es wurde gedichtet und gestritten. Kein alternativer Vorschlag fand Gehör. Die Steirer sind zumindest nostalgisch.