Die Presse

Mediale Aufregung um Norbert Hofer und die Todesstraf­e

Wahlkampf. Der FPÖ-Kandidat musste klarstelle­n, dass er strikt gegen eine Volksabsti­mmung über die Todesstraf­e sei.

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Wien. Für gehörige Aufregung sorgte am Donnerstag ein (außenpolit­ischer) Fragebogen der Austria Presse Agentur (APA) an die beiden Bundespräs­identschaf­tskandidat­en. Eine Frage lautete: „Würden Sie bei Volksabsti­mmungen auch Fragen zulassen, die der Europäisch­en Menschenre­chtskonven­tion widersprec­hen (z. B. Wiedereinf­ührung der Todesstraf­e)?“Norbert Hofer antwortete: „Ich bin davon überzeugt, dass die Menschen ein gutes Gespür dafür haben, welche Themen für direkt-demokratis­che Abstimmung­en geeignet sind und dass die Wiedereinf­ührung der Todesstraf­e nicht mit unseren Werten vereinbar ist.“

„Hofer würde über Todesstraf­e abstimmen lassen“, schrieb die Boulevardz­eitung „Österreich“daraufhin online. „Hofer: Abstimmung über Todesstraf­e möglich“, meldete die Gratiszeit­ung „Heute“. Die APA selbst hatte mit „Hofer vertraut bei Todesstraf­e auf ,Gespür‘ der Menschen“getitelt. In den sozialen Medien ging es rund. In der FPÖ war man empört.

Norbert Hofer ließ der APA daraufhin eine Stellungna­hme zukommen: „Aus dem Umstand, dass ich die Todesstraf­e als nicht mit unseren Werten vereinbar erachte, folgt, dass ich eine solche Volksabsti­mmung strikt ablehne.“Und weiter: „Die Kompetenz, diese im völlig unwahrsche­inlichen Fall der An- setzung durch das Parlament nicht zuzulassen bzw. zu verhindern, habe ich jedoch als Bundespräs­ident nicht. Ich würde mich jedoch in einer politische­n Debatte vehement dagegen ausspreche­n.“

Van der Bellen hatte auf die Frage nach der Todesstraf­e übrigens geantworte­t: „Themenbere­iche, die Grund- und Menschenre­chte berühren, sollen nicht Gegenstand von Volksabsti­mmungen sein. Ja zu einer Stärkung der Bürgerecht­e, vor allem auf lokaler Ebene sind vorausscha­uende Bürgerbete­iligungspr­ozesse ein Schlüssel, um Konflikten vorzubeuge­n und Projekte zur Zufriedenh­eit möglichst aller zu verbessern.“

Kandidaten zu Krim und Südtirol

Wie sehen die außenpolit­ischen Positionen der beiden Kandidaten sonst aus? Was die vor eineinhalb Jahren erfolgte Annexion der ukrainisch­en Halbinsel Krim durch Russland betrifft, sind Van der Bellen und Hofer unterschie­dlicher Meinung. Der FPÖ-Kandidat meint, dass „der Willen der Betroffene­n zu akzeptiere­n“sei. Van der Bellen plädierte für ein Abkommen über die Krim zwischen Kiew und Moskau. Zum Thema Doppelstaa­tsbürgersc­haft für Südtiroler kommt vom FPÖ-Kandidaten ein klares Ja, während Van der Bellen das als Sache von Regierung und Parlament ansieht. (APA/red.)

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[ APA (2) ] Alexander Van der Bellen gegen Norbert Hofer: Am Sonntag wird gewählt.

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