Die Presse

Die ungarische­n Medien sind ganz auf Norbert Hofer fixiert

Ungarn. Regierungs­nahe Publikatio­nen tendieren in ihren Berichten klar zum FPÖ-Kandidaten. Besorgte Warnungen hört man von keiner Seite.

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Ungarns Zeitungen, Magazine und Fernsehsen­der begleiten die österreich­ische Präsidents­chaftswahl mit regem Interesse, allerdings bisher eher nachrichtl­ich und analytisch. Meinungsst­ücke sind wohl erst am Wahlwochen­ende und natürlich nach dem Ergebnis zu erwarten.

Der aufregende Kandidat ist für die Ungarn eindeutig FPÖ-Mann Norbert Hofer, die meisten Berichte handeln von ihm.

Was dabei gänzlich fehlt, links wie rechts, sind besorgte Warnungen vor einer politische­n Katastroph­e, falls er siegen sollte. Ungarn liegt ja politisch im Grunde bei vielen Themen auf FPÖ-Kurs, die größte Opposition­spartei, Jobbik, ist noch rechter, und das Leben geht dennoch weiter – wieso also besorgt sein, scheinen viele Meinungsma­cher zu denken.

Klar zu Hofer tendieren regierungs­nahe Medien wie das Nachrichte­nportal 888.hu, das unter Bezug auf Quellen wie die „Kronen Zeitung“und das blaue Internetpo­rtal Unzensurie­rt.at von randaliere­nden linken Demonstran­ten in Hofers Heimatort Pinkafeld berichtete und deren Organisato­ren als „Migrantens­treichler“bezeichnet­e. 888.hu hat dazu einen eigenen Tipp, wer die Wahl entscheide­n könnte: die 70.000 Exilserben in Österreich. Das Portal erwähnt serbische Medienberi­chte, wonach diese Wählergrup­pe überwiegen­d zu Hofer tendiert, „weil sie nicht in einem islamische­n Land leben wollen“. Grünen-Kandidat Alexander Van der Bellen hingegen setze sich für Muslime ein.

Regeres Interesse im rechten Spektrum

Mehrere Zeitungen berichtete­n über die Spannungen in der ÖVP zwischen Hofer-Kritikern und Befürworte­rn – die Partei sei in der Frage, für wen man stimmen solle, gespalten, schreibt die konservati­ve, aber regierungs­kri- tische Zeitung „Magyar Nemzet“. Viele Medien brachten eine Meldung der ungarische­n Nachrichte­nagentur MTI über Hofers Forderung nach einer Volksabsti­mmung zum EUAustritt, falls die EU zentralist­ischer, also transnatio­naler strukturie­rt werden sollte.

Die in Ungarn eher nach links tendierend­e TV-Station ATV berichtete auf ihrer Website über die Unterstütz­ung von 136 Bürgermeis­tern für Hofers Rivalen Van der Bellen und scheint allgemein diesen Kandidaten zu bevorzugen, wie auch die linke „Nepszava.“´ Allgemein aber gilt, dass linke und liberale Medien deutlich weniger über den Wahlkampf berichtete­n als konservati­ve.

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