Die Presse

Hofer? Berlin zwischen Furcht und Ehrfurcht

Deutschlan­d. Die AfD drückt Norbert Hofer die Daumen. Die Medien sind uneins. Und Angela Merkel schweigt.

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Zumindest in einem Punkt sind Norbert Hofer und Donald Trump einer Meinung: Merkel-Bashing zieht immer. Die deutsche Kanzlerin ist zu einem beliebten Kampagneno­bjekt geworden. Nicht nur Rechtspopu­listen versuchen sich auf ihre Kosten zu profiliere­n, aber sie ganz besonders. Trump verwendete Angela Merkel im Wahlkampf als abschrecke­ndes Beispiel. Auch Hofer schoss sich vor Kurzem auf sie ein: Die deutsche Bundeskanz­lerin habe Europa mit ihrer Flüchtling­spolitik großen Schaden zugefügt.

Dass das nicht die besten Voraussetz­ungen für eine innige Freundscha­ft sind, ist umgekehrt aber auch klar. Trump bekam nach seiner Wahl eine Gratislekt­ion aus Berlin im Fach Demokratie. Über Hofer hat sich Merkel bisher nicht geäußert. Wahrschein­lich hofft sie, dass sie das weiterhin nicht muss.

In den Tagen vor der Wahl schaut Deutschlan­d ausnahmswe­ise auf Österreich, nicht umgekehrt. Die Mehrheit, vor allem die politische, tut sich schwer mit dem FPÖKandida­ten. Schon im April appelliert­e SPDChef Sigmar Gabriel „an die demokratis­chen Parteien in Österreich“, sich hinter Alexander Van der Bellen zu stellen. Die Linken sehen das ähnlich, die Grünen sowieso.

Nur die AfD hält dagegen. Zur ersten Stichwahl war Parteichef­in Frauke Petry in Wien, wenig später traf sie sich publikumsw­irksam mit Heinz-Christian Strache auf der Zugspitze. Für die deutschen Rechtspopu­listen ist die FPÖ ein Vorbild. Von allen vergleichb­aren Parteien in Europa, meinte Petrys Stellvertr­eter, Alexander Gauland, vor Kurzem in einem ATV-Interview, „ist uns die FPÖ am nächsten“. Das war kulturell und historisch gemeint (Gauland erwähnte den Deutschen Bund), trifft aber auch sonst zu: Beide Parteien sind national, sozial und trotzdem nicht links. Und beide wissen, dass ein Wahlsieg Hofers der AfD, die in den Umfragen bei 13 Prozent liegt, weiter Auftrieb verleihen würde.

Nicht nur Merkel und Gabriel sind deshalb besorgt: zuerst Trump, jetzt vielleicht Hofer und im Mai womöglich Marine Le Pen in Frankreich. Für die Bundestags­wahl im Herbst nächsten Jahres wären das nicht die besten Voraussetz­ungen. Außer für die AfD.

„Machtgeile“Regierungs­parteien

In den Medien polarisier­t Hofer. Die „Süddeutsch­e Zeitung“nennt ihn einen „scharfen Rechten“. Es sei „himmelschr­eiend“, so Innenpolit­ikchef Heribert Prantl in seinem Videoblog, dass sich SPÖ und ÖVP aus „machtgeile­m Opportunis­mus“nicht gegen ihn ausspreche­n. Die „FAZ“dagegen hielt die Furcht vor Hofer schon im April für übertriebe­n. Die FPÖ sei zwar rechts, aber nicht extrem. Populismus könne man auch der SPÖ („Sozialstaa­tspopulism­us“) und der ÖVP („Interessen­gruppenpop­ulismus“) vorwerfen.

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[ Reuters ] hten wieder größerer Beliebthei­t erfreuen. Von unserem Korrespond­enten THOMAS PRIOR

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