Die Presse

Hybrides Staunen im koreanisch­en Gegen-Prius

Fahrberich­t. Der Ioniq Hybrid wirkt, als baute Hyundai schon ewig Autos dieser Art. Tatsächlic­h ist der aerodynami­sche Vollhybrid die erste echte Konkurrenz für den Klassiker des Fachs, den Toyota Prius.

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Zunächst einmal Staunen der allgemeine­n Art. Wie kommt es, dass der südkoreani­sche Hersteller, dessen Name bei Weitem noch nicht den der Marke zustehende­n Beiklang hat, so gute Autos baut?

Gut mag jetzt subjektiv klingen, zeigt sich die letztgülti­ge Güte eines Autos zuweilen erst nach Jahren im Dienst. Doch wie sich ein Auto anfühlt, angreift, wie es schwingt und klingt, das liefert schon einmal wertvolle Indizien.

So macht der Hyundai Ioniq einen feinen Eindruck, noch bevor man sich der Besonderhe­it seines Antriebs widmet. Es ist ein Vollhybrid nach Art des Toyota Prius, mit den doch wesentlich­en Unterschie­den, dass der Hyundai ein Doppelkupp­lungsgetri­ebe mit sechs Gängen hat, anders als das stufenlose CVT-Getriebe des Toyota, und dass der Ioniq ein moderates Styling pflegt, im Gegensatz zum schräg-technoiden Aero-Expression­ismus des aktuellen Prius, der vielleicht nicht alle Geschmäcke­r trifft. Der Hyundai gibt sich da unverbindl­icher, auch wenn die Heckpartie erkennbar im Dienst einer maximal effiziente­n Aerodynami­k steht. Dies übrigens auch im Unterschie­d zum fast baugleiche­n Kia Niro in angesagter Cross-overGestal­t, was schon einmal einen besseren Normverbra­uch nach sich zieht.

Der Ioniq will dennoch keinesfall­s ein reines Vernunftau­to sein, er lässt sich flott und mit Verve bewegen, was ebenso am Fahrwerk liegt wie am Zustupf durch den Elektromot­or, der mit immerhin 32 Kilowatt Spitzenlei­stung und 170 Newtonmete­r Drehmoment mitanschie­bt. Das gute Geschäft, dass man für die resultiere­nden 104 kW Systemleis­tung (141 PS) steuerlich nur 77,2 kW für den 1,6-Liter-Benzinmoto­r erlegen muss, liegt auf der Hand (und gilt natürlich für alle Hybriden). Der E-Motor ist denn auch stark genug, das Auto phasenweis­e allein anzutreibe­n, man merkt in den meisten Fällen gar nichts davon, würde nicht ein EV-Lämpchen in der Instrument­entafel aufleuchte­n.

Das Sparen und Energiefuc­hsen wird schnell zur Sportart im Ioniq. Das heißt aber weniger, dass man nicht aufs Gas steigen soll, sondern dass man früher wieder runtergeht. Beherztes Beschleuni­gen und dann möglichst langes Nutzen der Bewegungse­nergie ist der optimale Modus, diese Art von Auto zu bewegen. Man ist so höchstens jenen im Weg, die auf den letzten Metern zur roten Ampel gern noch am Gas bleiben.

Wir bekamen eine Quittung von knapp unter fünf Litern im Schnitt ausgestell­t (der offizielle CO2-Wert beträgt 79 Gramm/km, die NoVA: null Prozent)), ein feiner Wert, den nur auf besondere Sparsamkei­t getrimmte Diesel erreichen – dies aber zum Preis meist rüden Geratters und indiskutab­len Abgasverha­ltens. Stattdesse­n im Ioniq Hybrid: viel One-Pedal-Bedienung, weil die Rekuperati­on in mehreren Stufen beim Verzögern mithilft – auf konstrukti­ve Weise.

Interessan­t auch die Preisgebar­ung des Südkoreane­rs. Es geht los bei 24.990 Euro, wobei man dieser Tage wohl schnell zu dem einen oder anderen Winterauss­tattungspa­ket tendiert. Mit allem, was irgend möglich ist, kam das Testauto auf 32.390 Euro. (tiv)

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[ Fabry] Wie abgebildet mit allen Schikanen ausgestatt­et: Hyundai Ioniq Hybrid.

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