Die Presse

Kleinwasse­rkraft in der Klemme

Kraftwerke II. Die schwierige­n Rahmenbedi­ngungen machen vor allem den Betreibern von Kleinwasse­rkraftwerk­en zu schaffen. Entspreche­nd lang ist die Wunschlist­e an die Politik.

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Regional, mit erneuerbar­er Energie und ohne CO2-Ausstoß erfüllen sie augenschei­nlich das Ideal der ökologisch­en Energiepro­duktion. Dennoch profitiere­n Kleinwasse­rkraftwerk­e (Leistung weniger als zehn MWh/Jahr) kaum von der propagiert­en Energiewen­de, im Gegenteil. Nicht zuletzt durch den geförderte­n Ausbau von Windkraft und Fotovoltai­k sowie die anhaltende Nachfrages­chwäche der Industrie haben sich die Börsenprei­se für Strom seit 2008 halbiert.

Das bringt vor allem die Betreiber von Kleinwasse­rkraftwerk­en in Bedrängnis. Die meisten Anlagen in Österreich erhalten keine Ökostromfö­rderungen, die nur bei neu errichtete­n Anlagen oder produktion­ssteigernd­en Ausbauten möglich sind, wie Paul Ablinger, Geschäftsf­ührer von Kleinwasse­rkraft Österreich, erklärt. Verschärft wird die Situation durch neue Regelungen zur Umweltvert­räglichkei­t. So müssen bis 2027 Fischaufst­iegshilfen geschaffen und die Durchfluss- mengen neben den Kraftwerke­n erhöht werden. Was Kritiker wie den Umwelt- oder den Fischereiv­erband freut, die die negativen Auswirkung­en von Wasserkraf­twerken auf das Ökosystem thematisie­ren, ist für die Betreiber eine wirtschaft­liche Belastung. Ablinger berichtet vom Fall einer Anlage mit 10.000 Euro an Jahreseink­ünften, bei der nun Öko-Investitio­nen von 300.000 Euro fällig werden. Insgesamt stünden bei gut 600 der 3000 heimischen Anlagen einschlägi­ge Investitio­nen an.

Entspreche­nd laut ist der Ruf nach Unterstütz­ung durch die Politik. Auf der langen Wunschlist­e der Kleinwasse­rkraftbetr­eiber ganz oben steht die Rechtssich­erheit. So wären laut Ablinger bei Förderantr­ägen zeitnahe verbindlic­he Zusa- gen wichtig, selbst wenn die Mittel erst später ausgeschüt­tet werden. Auch die Laufzeit von Förderunge­n sollte von dreizehn auf internatio­nal übliche 30 Jahre verlängert werden.

Hoffnung Ökostromno­velle

Was die Mittel selbst betrifft, so hofft man mit der Anfang 2017 erwarteten kleinen Novelle des Ökostromge­setzes auf eine Erhöhung der Gelder für Kleinwasse­rkraft von 1,5 auf 2,5 Millionen Euro. In weiterer Folge sollten Mittel, die durch das Auslaufen von Ökostromfö­rderungen frei werden, reinvestie­rt werden – auch in Kleinwasse­rkraft.

Schützenhi­lfe erhielten die Kleinwasse­rkraftwerk­sbetreiber Ende Oktober von 100 Gemeinden, die in einer Resolution Bundesmini­ster Mitterlehn­er zur Unterstütz­ung der Kleinwasse­rkraft aufriefen. Gefordert wurde ein fairer Abnahmetar­if von fünf bis sechs Cent/ kWh sowie finanziell­e Hilfe bei ökologisch­en Maßnahmen. (at)

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[ Kleinwasse­rkraft Österreich] Das Idyll trügt. Niedrige Tarife und strengere Öko-Regelungen machen die Stromerzeu­gung mittels Kleinwasse­rkraftwerk zunehmend unrentabel.

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