Mit grünem Gewissen verdienen
Die Energiewende ist nicht nur gut fürs Klima, sie bietet Privatanlegern zudem gute Renditen – auf, aber auch abseits des Börsenparketts. Ein Überblick über die verschiedenen Anlagemöglichkeiten.
Mit dem im vergangenen Dezember ausgehandelten Klimaabkommen von Paris haben sich 195 Staaten zur Reduktion von Treibhausgasen verpflichtet, mit dem übergeordneten Ziel, die Erderwärmung auf weniger als zwei Grad Celsius zu begrenzen. „In diesem Zusammenhang ist die Finanzierung von erneuerbaren Energien ein entscheidendes Thema“, sagt Susanne Hasenhüttl, wissenschaftliche Projektleiterin Grünes Investment bei der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT). Um die Klimaschutzziele zu erreichen müsse nämlich das Devestment aus fossilen Energien stärker vorangetrieben werden, wofür viel Geld benötigt werde. „Hier können auch Private ihren Beitrag leisten.“
Fonds, Aktien, Anleihen
Einen Beitrag leisten und dabei auch Renditen lukrieren, können Anleger mit einer Reihe von grünen Investments – etwa einschlägigen Aktien. Wolfgang Pinner, Leiter der Abteilung Nachhaltige Investments bei der Raiffeisen KAG, glaubt, dass von den Beschlüssen des Pariser Klimagipfels „unter dem Strich alle Unternehmen beziehungsweise Aktien profitieren werden, die mit CO - Reduzierung zu tun haben – also all jene, die im Bereich Energieeffizienz und erneuerbare Energien tätig sind“. Einen Überblick über mögliche Anlagemöglichkeiten verschaffen hier einschlägige Indizes, etwa der Renixx World, der die Performance der 30 wichtigsten Unternehmen der globalen regenerativen Energiewirtschaft abbildet.
Mit Investments in einzelne Aktien sind freilich auch höhere Risken verbunden. Wer sein Risiko streuen möchte, kann auf Themenfonds setzen. Diese haben einen breiten Zugang zum Thema erneuerbare Energien oder widmen sich einzelnen Bereichen wie unter anderem Wind-, Wasser- oder Solarenergie. Der Erste WWF Stock Environment investiert beispielsweise weltweit in Unternehmen der Umweltbranche. Im Vordergrund stehen hier die Themen Wasseraufbereitung und -versorgung, Recycling und Abfallwirtschaft, erneuerbare Energie, EnergieEffizienz und Mobilität.
Auf der Anleihenseite stellen sogenannte grüne Bonds eine Anlagemöglichkeit dar, mit denen die Emittenten Klima- und Umweltschutzprojekte finanzieren. Das Angebot hat hier in den vergangenen Jahren stark zuge- nommen. „Während der Markt in den Anfangszeiten von supranationalen Emittenten wie Entwicklungsbanken dominiert wurde, ist er in den vergangenen zwei bis drei Jahren breiter geworden“, erläutert Martin Cech, Fondsmanager bei der Erste-Sparinvest. Heute würden auch Städte und Regionen, ebenso wie Banken oder Finanzdienstleister grüne Bonds emittieren. Die Zahlen sprechen für sich: 2007 belief sich das Emissionsvolumen noch bei rund einer Milliarde US-Dollar, im bisherigen Jahresverlauf waren es 74,3 Milliarden – Tendenz steigend. Aber auch abseits des Börsenparketts gibt es inter- Dem umweltbewussten Anleger bietet sich eine Reihe von Möglichkeiten:
Börsenotierte Unternehmen mit Schwerpunkt Wind-, Wasser- oder Solarenergien sind eher etwas für risikofreudige Investoren.
Themenfonds wie der Erste WWF Stock Environment veranlagen in Umwelttechnologie sowie erneuerbare Energie.
Private Beteiligungen an WindSolar- oder Wasserkraftwerken werden mit einer fixen Rendite verzinst.
Bieten finanzielle Engagements bei bestimmten Projekten. essante Anlagemöglichkeiten – eine, die sich vor allem hierzulande großer Beliebtheit erfreut, sind Bürgerbeteiligungen an Solaranlagen- oder Windkraftwerken. „Ein entscheidender Vorteil ist, dass es sich dabei um ein Investment handelt, das vom Börsenumfeld unabhängig ist“, erklärt Hasenhüttl. Als Anleger wisse man vorab, wie hoch die jährliche Vergütung sei, und dass man sein Geld am Ende der Laufzeit zurückbekommt.
Beteiligungen an Bürgerkraftwerken
Besonders aktiv in diesem Bereich ist Wien Energie. „Darunter fallen klassische Bürgerbeteiligungen genauso wie Spezialvarianten mit Mietern eines Gemeindebaus oder Filialkunden der Handelskette Spar“, erklärt Wien-Energie-Geschäftsführer Karl Gruber. Mit dem Beteiligungsmodell Sale-andLease-Back können etwa Anteile – einer kostet 950 Euro – an einem Kraftwerk erworben werden, die an Wien Energie vermietet werden. Im Gegenzug erhalten Anleger eine jährliche Vergütung. Nach Ablauf der Lebensdauer der betreffenden Anlage kauft Wien Energie die Anteile zurück und die Anleger erhalten ihren Beteiligungsbeitrag.
Insgesamt haben sich über Beteiligungen an mehr als 25 Projekten – konkret Solaranlagen und Windräder – bislang rund 11.000 Personen am Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energie im Großraum Wien beteiligt und dabei rund 33 Millionen Euro investiert. Die bisherige Bilanz der Bürgerkraftwerke kann sich sehen lassen: Seit 2012 wurden 27 Millionen Kilowattstunden Naturstrom erzeugt, was dem Jahresverbrauch von 300.000 Kühlschränken entspricht.
Erst kürzlich ist Crowd4Climate an den Start gegangen. Dabei handelt es sich um eine Crowdinvesting-Plattform, die Ögut im Auftrag des Bundesministeriums für Landund Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft entwickelt hat. Hier können sich Kleinanleger mit kleineren Beträgen an der Finanzierung von nachhaltigen Projekten in den Entwicklungsländern beteiligen. Mit der ersten Kampagne wird ein mobiler Solarcontainer in einem Dorf in Mali (Niame),´ der die Stromversorgung stabilisieren soll, finanziert. Anleger können sich mit Beträgen ab 250 Euro beteiligen. Dafür bekommen sie über die Laufzeit von acht Jahren eine Rendite von sieben Prozent. Derzeit wird laut Hasenhüttl bei Ögut an einer weiteren Crowdinvesting-Plattform gearbeitet, mit der konkrete Projekte in Österreich zum Thema erneuerbare Energie und Energieeffizienz unterstützt werden sollen.