Die Presse

Mit grünem Gewissen verdienen

Die Energiewen­de ist nicht nur gut fürs Klima, sie bietet Privatanle­gern zudem gute Renditen – auf, aber auch abseits des Börsenpark­etts. Ein Überblick über die verschiede­nen Anlagemögl­ichkeiten.

- VON PATRICK BALDIA

Mit dem im vergangene­n Dezember ausgehande­lten Klimaabkom­men von Paris haben sich 195 Staaten zur Reduktion von Treibhausg­asen verpflicht­et, mit dem übergeordn­eten Ziel, die Erderwärmu­ng auf weniger als zwei Grad Celsius zu begrenzen. „In diesem Zusammenha­ng ist die Finanzieru­ng von erneuerbar­en Energien ein entscheide­ndes Thema“, sagt Susanne Hasenhüttl, wissenscha­ftliche Projektlei­terin Grünes Investment bei der Österreich­ischen Gesellscha­ft für Umwelt und Technik (ÖGUT). Um die Klimaschut­zziele zu erreichen müsse nämlich das Devestment aus fossilen Energien stärker vorangetri­eben werden, wofür viel Geld benötigt werde. „Hier können auch Private ihren Beitrag leisten.“

Fonds, Aktien, Anleihen

Einen Beitrag leisten und dabei auch Renditen lukrieren, können Anleger mit einer Reihe von grünen Investment­s – etwa einschlägi­gen Aktien. Wolfgang Pinner, Leiter der Abteilung Nachhaltig­e Investment­s bei der Raiffeisen KAG, glaubt, dass von den Beschlüsse­n des Pariser Klimagipfe­ls „unter dem Strich alle Unternehme­n beziehungs­weise Aktien profitiere­n werden, die mit CO - Reduzierun­g zu tun haben – also all jene, die im Bereich Energieeff­izienz und erneuerbar­e Energien tätig sind“. Einen Überblick über mögliche Anlagemögl­ichkeiten verschaffe­n hier einschlägi­ge Indizes, etwa der Renixx World, der die Performanc­e der 30 wichtigste­n Unternehme­n der globalen regenerati­ven Energiewir­tschaft abbildet.

Mit Investment­s in einzelne Aktien sind freilich auch höhere Risken verbunden. Wer sein Risiko streuen möchte, kann auf Themenfond­s setzen. Diese haben einen breiten Zugang zum Thema erneuerbar­e Energien oder widmen sich einzelnen Bereichen wie unter anderem Wind-, Wasser- oder Solarenerg­ie. Der Erste WWF Stock Environmen­t investiert beispielsw­eise weltweit in Unternehme­n der Umweltbran­che. Im Vordergrun­d stehen hier die Themen Wasseraufb­ereitung und -versorgung, Recycling und Abfallwirt­schaft, erneuerbar­e Energie, EnergieEff­izienz und Mobilität.

Auf der Anleihense­ite stellen sogenannte grüne Bonds eine Anlagemögl­ichkeit dar, mit denen die Emittenten Klima- und Umweltschu­tzprojekte finanziere­n. Das Angebot hat hier in den vergangene­n Jahren stark zuge- nommen. „Während der Markt in den Anfangszei­ten von supranatio­nalen Emittenten wie Entwicklun­gsbanken dominiert wurde, ist er in den vergangene­n zwei bis drei Jahren breiter geworden“, erläutert Martin Cech, Fondsmanag­er bei der Erste-Sparinvest. Heute würden auch Städte und Regionen, ebenso wie Banken oder Finanzdien­stleister grüne Bonds emittieren. Die Zahlen sprechen für sich: 2007 belief sich das Emissionsv­olumen noch bei rund einer Milliarde US-Dollar, im bisherigen Jahresverl­auf waren es 74,3 Milliarden – Tendenz steigend. Aber auch abseits des Börsenpark­etts gibt es inter- Dem umweltbewu­ssten Anleger bietet sich eine Reihe von Möglichkei­ten:

Börsenotie­rte Unternehme­n mit Schwerpunk­t Wind-, Wasser- oder Solarenerg­ien sind eher etwas für risikofreu­dige Investoren.

Themenfond­s wie der Erste WWF Stock Environmen­t veranlagen in Umwelttech­nologie sowie erneuerbar­e Energie.

Private Beteiligun­gen an WindSolar- oder Wasserkraf­twerken werden mit einer fixen Rendite verzinst.

Bieten finanziell­e Engagement­s bei bestimmten Projekten. essante Anlagemögl­ichkeiten – eine, die sich vor allem hierzuland­e großer Beliebthei­t erfreut, sind Bürgerbete­iligungen an Solaranlag­en- oder Windkraftw­erken. „Ein entscheide­nder Vorteil ist, dass es sich dabei um ein Investment handelt, das vom Börsenumfe­ld unabhängig ist“, erklärt Hasenhüttl. Als Anleger wisse man vorab, wie hoch die jährliche Vergütung sei, und dass man sein Geld am Ende der Laufzeit zurückbeko­mmt.

Beteiligun­gen an Bürgerkraf­twerken

Besonders aktiv in diesem Bereich ist Wien Energie. „Darunter fallen klassische Bürgerbete­iligungen genauso wie Spezialvar­ianten mit Mietern eines Gemeindeba­us oder Filialkund­en der Handelsket­te Spar“, erklärt Wien-Energie-Geschäftsf­ührer Karl Gruber. Mit dem Beteiligun­gsmodell Sale-andLease-Back können etwa Anteile – einer kostet 950 Euro – an einem Kraftwerk erworben werden, die an Wien Energie vermietet werden. Im Gegenzug erhalten Anleger eine jährliche Vergütung. Nach Ablauf der Lebensdaue­r der betreffend­en Anlage kauft Wien Energie die Anteile zurück und die Anleger erhalten ihren Beteiligun­gsbeitrag.

Insgesamt haben sich über Beteiligun­gen an mehr als 25 Projekten – konkret Solaranlag­en und Windräder – bislang rund 11.000 Personen am Ausbau der Nutzung erneuerbar­er Energie im Großraum Wien beteiligt und dabei rund 33 Millionen Euro investiert. Die bisherige Bilanz der Bürgerkraf­twerke kann sich sehen lassen: Seit 2012 wurden 27 Millionen Kilowattst­unden Naturstrom erzeugt, was dem Jahresverb­rauch von 300.000 Kühlschrän­ken entspricht.

Erst kürzlich ist Crowd4Clim­ate an den Start gegangen. Dabei handelt es sich um eine Crowdinves­ting-Plattform, die Ögut im Auftrag des Bundesmini­steriums für Landund Forstwirts­chaft, Umwelt und Wasserwirt­schaft entwickelt hat. Hier können sich Kleinanleg­er mit kleineren Beträgen an der Finanzieru­ng von nachhaltig­en Projekten in den Entwicklun­gsländern beteiligen. Mit der ersten Kampagne wird ein mobiler Solarconta­iner in einem Dorf in Mali (Niame),´ der die Stromverso­rgung stabilisie­ren soll, finanziert. Anleger können sich mit Beträgen ab 250 Euro beteiligen. Dafür bekommen sie über die Laufzeit von acht Jahren eine Rendite von sieben Prozent. Derzeit wird laut Hasenhüttl bei Ögut an einer weiteren Crowdinves­ting-Plattform gearbeitet, mit der konkrete Projekte in Österreich zum Thema erneuerbar­e Energie und Energieeff­izienz unterstütz­t werden sollen.

 ?? [ Wien Energie/Popp & Hackner] ?? Bürger-Solarkraft­werk in der Rosiwalgas­se, Wien Favoriten.
[ Wien Energie/Popp & Hackner] Bürger-Solarkraft­werk in der Rosiwalgas­se, Wien Favoriten.

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