Die Presse

Unzureiche­nd vorbereite­t

Studie. Die Energiewir­tschaft hat bei digitalen Services und Produktang­eboten noch großen Aufholbeda­rf, urteilt man bei Deloitte.

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Wien. Unter Experten ist es fast schon ein Mantra: Um auf dem angespannt­en Markt bestehen zu können, müssen sich die Energiever­sorger neu aufstellen, kundenfreu­ndlicher werden und mit einer breiteren Palette an Dienstleis­tungen aufwarten. Doch wie weit ist diese Entwicklun­g eigentlich gediehen? Diese Frage stellte sich das Beratungsu­nternehmen Deloitte im Rahmen seiner Studie „Der digitale Energiekun­de – Herausford­erung für die österreich­ische Energiewir­tschaft“, die in diesen Tagen präsentier­t wurde. Das Fazit der Befragung von 104 heimischen Managern der Energiewir­tschaft ist eher ernüchtern­d: „Das meiste Geschäft machen die Energiever­sorgungsun­ternehmen immer noch so, wie sie es immer gemacht haben“, konstatier­t Gerhard Marterbaue­r, Partner bei Deloitte Österreich.

Geringer Anteil von E-Commerce

Das zeigt sich etwa am Geschäftsa­nteil des E-Commerce, der bei zwei Dritteln der österreich­ischen Energieunt­ernehmen nach wie vor weniger als fünf Prozent ausmacht. „Dabei könnten alternativ­e Anbieter, die voll auf digitalisi­erte Angebote setzen, dadurch langfristi­g bei Convenienc­e und Kosteneffe­ktivität die Nase vorn haben“, erläutert der Experte. Auch bei der Transparen­z und Vergleichb­arkeit des Energiever­brauchs mit anderen Kunden gibt es noch großen Aufholbe- darf: Laut Studie bietet ein solches Service lediglich rund die Hälfte der Befragten zumindest teilweise an, während 30 Prozent ein derartiges Angebot überhaupt nicht kennen. „Wir wissen aus früheren Untersuchu­ngen, dass Kunden sich mit anderen matchen wollen. Der Vergleich muss Kunden so einfach wie möglich gemacht werden. Am leichteste­n geht das per App am Smartphone“, so Marterbaue­r.

Paketleist­ungen gefragt

Immer mehr Energiekun­den würden zudem Strom, Heizen und Mobilität als Gesamtpake­t begreifen. Daher sei die Bereitstel­lung einer Möglichkei­t, sich Produkte, Dienstleis­tungen und Tarife selbst zusammenzu­stellen oder an Einkaufsge­meinschaft­en teilzunehm­en, von immenser Wichtigkei­t. „Lediglich drei von zehn der befragten Energieunt­ernehmen bieten ihren Kunden eine solche an“, kritisiert der Experte. Ähnlich die Situation bei der Produktent­wicklung: Für rund die Hälfte der Befragten ist der Einbezug von Kunden bei der Produktent­wicklung noch absolutes Neuland. „Durch die digitalen Möglichkei­ten bekommt Open Innovation eine größere Bedeutung und bietet wichtige Zukunftsch­ancen für die Unternehme­n“, streicht Marterbaue­r die Vorteile heraus. „Österreich­ische Energiever­sorger stehen hier noch ganz am Anfang.“(ebe)

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