Die Presse

Die Industrie ist wieder zurück

Hoch. Beschäftig­ung, Auslastung und Neugründun­gen steigen. Im November hatte kein Euroland bessere Industried­aten als Österreich.

- VON MATTHIAS AUER

Wien. Die österreich­ische Industrie setzt zu einem Zwischensp­rint an. In keinem anderen Euroland waren die Fundamenta­ldaten im November besser als in Österreich, wie eine Auswertung des MarkitInst­ituts ergab. Dessen Einkaufsma­nagerindex, in dem Daten wie Output, neue Aufträge, Beschäftig­ung oder Preise Eingang finden, stieg in Österreich auf 55,4 Punkte. Alles über 50 gilt als Zeichen für Wachstum. Mit dem aktuellen Wert ist Österreich nicht nur zurück in der Spitzengru­ppe Europas, es ist auch das beste Signal für die Industrie seit fünf Jahren.

Stärkere Nachfrage im Inland

Die Beschäftig­ung in der Industrie und auch die Anzahl an Vollzeitst­ellen und geleistete­n Arbeitsstu­nden wachsen, bestätigte auch Nationalba­nk-Gouverneur Ewald Nowotny im Finanzauss­chuss im Parlament. Ein Großteil der Erholung werde von der Inlandsnac­hfrage getragen. Sowohl der private Konsum als auch die Investitio­nen im Land hätten wieder angezogen. Die Exportwirt­schaft wachse hingegen nur schwach. Die Markit-Daten weisen hier allerdings in eine andere Richtung. So sei die Nachfrage nach europäisch­en Exporten so hoch wie seit fast drei Jahren nicht, schreiben die Ökonomen. Grund dafür sei nicht zuletzt der „schwache Außenwert des Euro“, sagt MarkitChef­volkswirt Chris Williamson. Die relative Schwäche der Gemeinscha­ftswährung gegenüber dem US-Dollar dürfte sich durch die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidente­n zudem weiter verfestige­n.

Dennoch sind viele Ökonomen skeptisch, dass die globale Industrie (auch in Asien, den USA und dem Rest Europas gab es gute Zahlen) ihren Höhenflug weiter fortsetzen kann. Zu groß sind die Sorgen, dass ein US-Präsident Trump den globalen Handel lähmen und das Ölkartell Opec mit seiner Entscheidu­ng vom Mittwoch den Erdölpreis wieder nach oben treiben könnte. Es sei gut möglich, dass wir im November schon den vorläufige­n Höhepunkt gesehen haben, warnen Analysten. Das liege nicht zuletzt daran, dass auch die Effekte der expansiven Geldpoliti­k der großen Notenbanke­n – bisher einer der größten Wachstumst­reiber – langsam abebben dürften.

So wird etwa allgemein erwartet, dass die US-Notenbank Fed im Dezember die Zinswende vollzieht. Zumindest die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) scheint noch für einige Monate Munition für die europäisch­e Wirtschaft bereitzuha­lten.

Bis März 2017 will die EZB noch jeden Monat 80 Milliarden für den Ankauf von Staats- und Unternehme­nsanleihen ausgeben. Das Ziel, damit die Inflation im Euroraum anzuheizen, wurde bisher allerdings nur zum Teil erreicht. Die meisten Volkswirte rechnen daher damit, dass die Währungshü­ter nächste Woche beschließe­n werden, ihre Geldspritz­en drei bis sechs Monate länger zu verabreich­en.

Der schwache Außenwert des Euro begünstigt die Industrie. Chris Williamson, Markit-Chefvolksw­irt

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[ Bloomberg] Die Exportwirt­schaft ist noch nicht auf der Höhe, dafür steigen Konsum und Investitio­nen in Österreich an.

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