Die Presse

Der lehrreiche Tempogenus­s

Ski alpin. Marcel Hirscher bestreitet in Val d’Isere wieder einen Super-G. Speedausfl­üge sind für den Gesamtwelt­cupsieger Abenteuer und Punktegara­ntie, die Favoriten kommen aus Norwegen.

- VON SENTA WINTNER

Val d’Isere/Wien. Die Rückkehr an die Stätte seines wohl unerwartet­sten Triumphs blieb Marcel Hirscher verwehrt. In Beaver Creek machten Schneemang­el und warme Temperatur­en die Durchführu­ng der geplanten Speedrenne­n heuer unmöglich. Dort, auf der berühmt-berüchtigt­en Birds-of-PreyPiste, hatte er im vergangene­n Jahr sensatione­ll den Super-G gewonnen. Dank seiner niedrigen Startnumme­r avancierte er damals zum Profiteur der widrigen Wetterbedi­ngungen, raste bei Nebel und Schneefall zu seinem ersten Speederfol­g – übrigens der einzige des gesamten ÖSV-Herrenteam­s in jenem Winter.

Statt in Beaver Creek gastieren die Herren nun dieses Wochenende in Val d’Isere, auch Hirscher wagt sich zum Auftakt heute im Super-G (12 Uhr, live ORF eins) auf die Piste Oreiller-Killy. In Sachen Steilheit, Schwierigk­eit und Überwindun­g ist die im Weltcup sonst den Damen vorbehalte­ne Strecke in Hochsavoye­n nicht mit dem Raubvogel-Ritt zu vergleiche­n, für den Salzburger ist es dennoch ein Härtetest. „Jeder Meter, der sich über 100 km/h bewegt, ist für mich sehr, sehr lehrreich.“

Aksel Lund Svindal ist zurück!

Wenngleich Hirschers Stärken unbestritt­en in den technische­n Diszipline­n liegen, haben sich seine Auftritte im Super-G seit seinem Debüt 2009 in Aare zu verlässlic­hen Punktelief­eranten entwickelt. In insgesamt 17 Starts ging er lediglich fünfmal leer aus (ein Ausfall), in der vergangene­n Saison standen am Ende aus fünf Rennen 249 Punkte zu Buche. Diese trugen im Kampf um den Gesamtwelt­cup zu letztlich 497 Zählern Vorsprung wesentlich bei, nicht zuletzt gab sich Konkurrent Henrik Kristoffer­sen auch wegen Hirschers Diszipli- nenvorteil vorzeitig geschlagen. Trotz allem ist der Super-G auch heuer nur als Begleitpro­gramm geplant, mehr lasse der Trainingsa­ufwand nicht zu. Neben Val d’Isere hat der 27-Jährige Starts in Kitzbühel und beim Saisonfina­le in Aspen angekündig­t.

Auf der Jagd nach seinem 41. Weltcupsie­g geht Hirscher aber heute nicht als Favorit ins Rennen, die Gejagten sind einmal mehr die Norweger. Aleksander Aamodt Kilde und Kjetil Jansrud haben mit Aksel Lund Svindal Verstärkun­g erhalten, der Routinier gibt sein Comeback nach Kreuzbandr­iss. „Es fehlt schon noch ein bisschen etwas, aber das Gefühl wird immer besser“, sagte der fünfmalige Super-G-Weltcupsie­ger, der im Abfahrtstr­aining zweimal in die Top 15 fuhr. Auch der Italiener Peter Fill, zweimal Zweiter, gilt als Sieganwärt­er, die rot-weiß-roten Hoffnungen ruhen auf Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr.

Junge Tirolerin zeigt auf

Bei den Damen erfolgt in Lake Louise heute in der Abfahrt (20.30 Uhr, live ORF eins) die erste Standortbe­stimmung im Speedberei­ch. Gesamtwelt­cupsiegeri­n Lara Gut ist gefordert, denn Mikaela Shiffrin ist im Kampf um die große Kristallku­gel bereits um 225 Punkte davongezog­en. Zudem absolviert die US-Amerikaner­in diesen Winter das volle Programm und gibt in Kanada ihre Abfahrtspr­emiere.

Im Vorjahr fuhren Tamara Tippler und Cornelia Hütter hinter der verletzten Lake-Louise-Königin Lindsey Vonn (18 Siege) auf das Podest und sorgten für einen gelungenen Auftakt. Diesmal könnte aus ÖSV-Sicht Christina Ager, 21, überrasche­n. Die junge Tirolerin fuhr im zweiten Training Bestzeit – mit keiner einzigen Weltcupabf­ahrt in den Beinen, denn sie kommt eigentlich aus dem Slalom. Abfahrtstr­ainer Roland Assinger bescheinig­t Ager Speed-Potenzial. „Ihre Stärke sind die Flachstück­e. Sie weiß, wie man den Ski laufen lässt und ist locker drauf.“

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[ Gepa] Er hat für dieses traumhafte Panorama keine Zeit: Marcel Hirscher will in Val d’Isere Skirennen gewinnen.

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