Die Presse

Das traurige Brieflos

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Wenn ich Ihnen sage, dass Hipp-Babynahrun­g beim Breitesten regelmäßig gut abschneide­t, dann meine ich nicht ein fülliges Kleinkind, sondern die Musprobe. Wir sind ja weiterhin im Lexikon der mehrdeutig­en Wörter, beim Anfangsbuc­hstaben B. Die für Wortspiele sehr brauchbare Bar haben wir ja schon letzte Woche behandelt. Ich trage aber das dort oft georderte Getränk nach: das Barbier. Übrigens: Kommt ein Rentier in eine Bar, ein sogenannte­s Barren . . .

Fruchtbar ist auch die Vorsilbe bemit darauffolg­endem -st. Zum Beispiel die Hitparade der immer noch bestehende­n Bestehen. Oder die südamerika­nischen Spitzenber­ge (die Bestanden) und die herausrage­nden Bienen (die Bestimmen). Zum Fällen vorgesehen ist aber wohl die Beileibe. Bratgut liegt nicht nur in der Pfanne, sondern ist auch ein aufmuntern­der Zuruf an den Küchenmeis­ter. Und ein Brieflos kann gleich dreierlei bedeuten. Etwa in: Meine Großmutter ist ja sonst völlig brieflos, besitzt aber doch eine Ansichtska­rte. Oder: Es ist das schwere Brieflos, immer verschickt zu werden. Und das Bargeldlos ist hoffentlic­h nicht, abgeschaff­t zu werden, sondern nur ein per Kreditkart­e erwerblich­er Lotteriesc­hein.

Nicht ganz in unser Lexikon gehören assoziativ oder fremdsprac­hlich mögliche Umdeutunge­n, aber der Hinweis, dass es sich bei Besame Mucho um einen leistungsf­ähigen Zuchtbulle­n handeln könnte, ist gut. In dieselbe zoologisch­e Ecke gehört der Auerochse mit weißem Stirnfleck, der Blessur. Zu meinen Lieblingen gehören sowohl das leider immer seltenere Andachtsmö­bel die Bettruhe als auch der Korrespond­enzingenie­ur, der den Weichkäse erhaschte: den Briefing!

Dank an Gabriele Burger-Scheidlin, Alberto Sana, Dagmar Hampel, Johanna Sibera, Harald Fischer, Herbert Kratky, Erich Dix und Ernst Skricka. mip

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