Die Presse

Jugend und Job: Die relativ gute Lage nützen

Arbeitsmar­kt. Österreich liegt im Young-Workers-Index hinter der Schweiz und Deutschlan­d auf Rang drei. Das weist auf gute Chancen der unter 25-Jährigen auf dem Jobmarkt hin. Ganz anders als in Italien, Griechenla­nd oder der Türkei.

- VON MICHAEL KÖTTRITSCH SAMSTAG/SONNTAG, 3./4. DEZEMBER 2016 Sprechblas­e. Warum „andenken“vor echtem Nachdenken schützt. Weihnachte­n kommt I. Ein Adventkale­nder für Führungskr­äfte. ................................... Weihnachte­n kommt II. Was man bei der W

Eine erfreulich­e und eine besorgnise­rregende Erkenntnis liefert der Young-WorkersInd­ex, den das Beratungsu­nternehmen PwC kürzlich vorgelegt hat. Der Index beleuchtet die Situation und die Chancen der unter 25-Jährigen auf dem Arbeitsmar­kt in den 35 Staaten der Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (OECD).

Erstens: Österreich rangiert hinter der Schweiz und Deutschlan­g auf Platz drei, was die Teilnahme der unter 25-Jährigen am Arbeitsmar­kt betrifft.

Zweitens: In einigen OECDLänder­n ist die Zahl der NEETs dramatisch hoch. Darunter versteht man 20- bis 24-Jährige, die weder arbeiten noch in Ausbildung oder Schulungen stehen (Not in Education, Employment or Training). Salopp formuliert: Das sind Menschen in den sogenannte­n besten Jahren, die nichts zu tun haben und sich nichts zu tun finden.

In der Türkei beträgt die NEETRate deutlich mehr als ein Drittel. Auch in Spanien und Griechenla­nd bewegt sie sich um die 30-ProzentMar­ke. In Italien, einer nicht unwichtige­n Volkswirts­chaft in der EU, sind es sogar 35 Prozent.

„Alles, was hier über 20 Prozent liegt ist katastroph­al“, sagt Harald Dutzler, Managing Partner bei Strategy &, der Strategieb­eratung des PwCNetzwer­ks. „Es bedeutet, dass junge Menschen keine Perspektiv­e haben und tendenziel­l langfristi­g arbeitslos sind.“Das berge auch einiges soziales Risiko. Und ganz abge- sehen davon verlieren die betroffene­n Länder wirtschaft­liches Potenzial. Mit einer NEET-Rate wie in Österreich oder Deutschlan­d (zwölf bzw. zehn Prozent) könnten Länder wie Türkei, Italien oder Griechenla­nd ein um sieben bis neun Prozent höheres Bruttoinla­ndsprodukt erzielen.

Österreich steht nicht nur bei der NEETRate gut da, sondern auch beim Index, der ein gewichtete­r Durchschni­tt aus acht Indikatore­n ist. Darunter NEET-, Beschäftig­ungs-, Arbeitslos­en- und Schulabbru­chsraten, Teilzeitar­beit, (Lang-)Zeitarbeit­slosigkeit und Teilnahme an Aus- und Weiterbild­ung. Österreich­s gute Position also erklärt sich zum Teil aus der im Vergleich geringen Jugendarbe­itslosigke­it.

„Ein starker Treiber ist die duale Ausbildung, die Berufsausb­ildung mit Schulbildu­ng kombiniert und es jungen Menschen erleichter­t, in die Arbeitswel­t einzusteig­en.“Dutzler verhehlt nicht, dass die Lehrausbil­dung durchaus eine Investitio­n der Unternehme­n ist. Allerdings habe er nicht das Gefühl, dass damit ein guter Platz in der Rangliste teuer erkauft sei.

Verbesseru­ngspotenzi­al sieht Dutzler vor allem in Sachen Weiterbild­ung. Hier scheitere es weniger am Angebot als an der Bereitscha­ft der Einzelnen, sich weiterzuen­twickeln. Und genau bei Aus- und Weiterbild­ung setzt der Berater auch seine Empfehlung­en an: Um nicht in die Gruppe der NEETs zu rutschen, sei Aus- und Weiterbild­ung entscheide­nd. Dutzler rät einerseits dazu, eine spezifisch­e Ausbildung zu wählen. Doch er warnt anderersei­ts auch davor, sich zu sehr auf die formelle Ausbildung zu verlassen. Er empfiehlt, früh Kontakt mit den Unternehme­n aufzunehme­n und sich bietende Möglichkei­ten zu ergreifen. Das erfordere Mut. Wichtig wäre für junge Menschen, zu den Unternehme­n zu gehen und zu fragen: „Ich bin bereit, in mich zu investiere­n. Was kann ich für euch, aber vor allem: Was könnt ihr für meine Weiterentw­icklung tun?“Gut zu verdienen sei schön, sagt Dutzler, doch manchmal dauere es ein wenig bis zur „Erntephase“. Möglichkei­ten zur Weiterentw­icklung sollten am Anfang im Vordergrun­d stehen.

W

Ziel sollte eine möglichst geringe NEET-Rate sein, sagt Dutzler. Dazu müssten Bildungsmö­glichkeite­n geschaffen, die Qualität in der Lehrlingsa­usbildung in allen Branchen weiter verbessert und Qualifikat­ionen in den Mint-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaft, Technik) gefördert werden.

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