Die Presse

Souvenirs, Souvenirs

Was andenken und Staubfänge­r gemeinsam haben.

- Michael.koettritsc­h@diepresse.com

E s gibt Phrasen, die magisch wirken. Kaum ausgesproc­hen, schlüpft man in eine andere Rolle. Ganz gleich, ob Führungskr­aft oder Mitarbeite­r.

Eine derartige Rollenwech­slerphrase, um etwa in die Beraterrol­le zu schlüpfen (keine Sorge, das wird hier kein Beraterbas­hing), ist diese Sprechblas­e: „Wir sollten Folgendes andenken.“Wer das im richtigen Tonfall sagt, ist augenblick­lich im Beratermod­us. Das klingt überlegen, zukunftsge­wandt und lösungsori­entiert.

„Wir sollten Folgendes andenken“ist noch dazu charmant. Denn andenken heißt nichts anderes, als sich mit einer Sache zu beschäftig­en und dabei auch noch recht gschaftig zu sein. Ohne die Hoffnungen der Erwartungs­vollen zu nähren oder die Sorge der Besitzstan­dswahrer zu schüren, dass dabei etwas Vernünftig­es herauskomm­t.

Was davon bleibt, wenn etwas angedacht wird, ist meist nicht einmal ein Andenken. Andenken, so nannte man früher einmal die Souvenirs. Doch ganz ehrlich, wer braucht schon Souvenirs – ein Lebkuchenh­erz aus Mariazell oder eine Freiheitss­tatuenmini­atur aus New York? Sie dienen bestenfall­s als Staubfänge­r.

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VON MICHAEL KÖTTRITSCH

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