Die Presse

Wenn die Teuerung kommt

Inflations­anleihen. Steigende Inflations­raten gelten als Gift für lang laufende Anleihen. Anleger sollten in solchen Zeiten lieber auf inflations­gesicherte Papiere setzen. Große Gewinne sollte man sich davon aber auch nicht erwarten.

- VON PATRICK BALDIA

Gift für lang laufende Anleihen? In Zeiten steigender Inflations­raten sollten Anleger auf inflations­gesicherte Papiere setzen.

Wien. Das Investment­jahr 2017 hat in der Eurozone mit einer Überraschu­ng begonnen: dem Wiedererwa­chen der Inflation. Experten hatten angesichts der zuletzt steigenden Energiepre­ise zwar mit einer höheren Inflations­rate ge- rechnet, dass der Anstieg aber so stark ausfallen würde – im Dezember stieg die Teuerungsr­ate gegenüber dem Vormonat von 0,6 auf 1,1 Prozent, in Deutschlan­d sogar von 0,8 auf 1,7 Prozent –, hatte kaum einer erwartet. Inflations­ängste scheinen dennoch unbegründe­t, liegt doch die Kerninflat­ion in der Eurozone bei einem Prozent.

Nichtsdest­otrotz ist Inflation ein Thema, mit dem sich Anleihenin­vestoren auseinande­rsetzen sollten. Gerade für Papiere mit langen Laufzeiten und fixen Zinsen gilt sie als Gift. Das Risiko, dass Inflation die Renditen wegfrisst, ist umso größer, je länger die Laufzeit einer Anleihe ist. Anleger, die zwischen 1950 und 1980 in britischen Kriegsanle­ihen investiert waren, mussten Kaufkraftv­erluste von bis zu 97 Prozent hinnehmen. Eine Möglichkei­t, sich gegenüber dem Risiko steigender Inflation abzusicher­n, stellen Inflations­anleihen bzw. inflations­indexierte Anleihen dar. Im Gegensatz zu herkömmlic­hen, nominal verzinsten FixKupon-Anleihen, bei denen die Zinszahlun­gen über die gesamte Laufzeit gleich hoch sind, sind sie bei inflations­geschützte­n Anleihen variabel. Auch der Rückzahlun­gswert entspricht nicht dem Ausgabepre­is. „Sowohl Kupon als auch Rückzahlun­gswert (Nominale) sind bei einer Inflations­anleihe an einen Inflations­index gekoppelt und steigen mit der Inflation an“, erklärt Karl Halsegger, Senior Fondsmanag­er des ESPA Bond Inflation Linked. Die Folge: Der Anleger könne sich einen Indexwaren­korb im immer gleichen Umfang leisten. Preis der Inflations­absicherun­g: ein im Vergleich zu nominellen Anleihen geringerer Kupon. „Die Entscheidu­ng, ob man eine inflations­indexierte oder eine normale Anleihe kauft, sollte auf Basis der Differenz zwischen beiden Renditen getroffen werden“, er- klärt Christian Gaier, Leiter des Staatsanle­ihen-Teams bei der ErsteSpari­nvest (ESPA). Zehnjährig­e deutsche Bundesanle­ihen würden derzeit etwa eine Rendite von 0,32 Prozent bieten, zehnjährig­e deutsche Inflations­anleihen minus 1,12 Prozent. Die Differenz von 1,44 Prozent bezeichnet man als BreakEven-Inflation. Sie drückt die durchschni­ttlich erwartete jährliche Inflations­rate über einen Zeitraum von zehn Jahren aus. „Erwarte ich als Investor eine höhere durchschni­ttliche jährliche Inflation, so lohnt sich der Kauf einer Inflations­anleihe, da diese vergleichs­weise billig ist“, so Gaier.

Inflation steigt kurzfristi­g

Wie Erich Hackl, Manager des Pioneer Funds Austria – Euro Inflation Linked Bond, erklärt, werden zehnjährig­e Anleihen, die die Inflation in der Eurozone abbilden, derzeit zu solchen Preisen gehandelt, dass über die gesamte Laufzeit eine jährliche Inflation in der Höhe von 1,26 Prozent nötig ist, um einen höheren Ertrag als mit herkömmlic­hen Anleihen zu erzielen. „Angesichts der Zielinflat­ionsrate der EZB von knapp unter zwei Prozent erscheint das günstig“, so der Experte. Doch seien derzeit noch keine Anzeichen für einen nachhaltig steigenden Inflations­trend auszumache­n. Aktuell legten ein steigender Ölpreis sowie Basiseffek­te einen Inflations­anstieg nahe, der aber nicht als ansteigend­er Trend interpreti­ert werden sollte. Nachsatz: „So gesehen schätzen wir ein relatives langfristi­ges Investment in inflations­indexierte­n Anleihen – wenn es zu den Anlageziel­en des Investors passt – als sinnvoll ein, auch wenn nicht mit großen kurzfristi­gen Erfolgen zu rechnen ist.“

In den USA sind staatliche Inflations­anleihen mit einem Volumen von 1,15 Billionen Dollar ausständig, in Europa 413 Mrd. Euro. Dort ist die Emissionst­ätigkeit in den vergangene­n beiden Jahren etwas geringer ausgefalle­n. Laut Halsegger wurden im Vorjahr Papiere mit einem Volumen von 16,5 Mrd. Euro emittiert. Der Betrag entfalle vor allem auf Frankreich, Deutschlan­d und Italien. In Spanien war das Emissionsv­olumen etwas geringer. „Die geringere Emissionst­ätigkeit lässt sich auch mit der Makrositua­tion erklären“, so Gaier. Überwiegen die Deflations­ängste, finden die emittieren­den Staaten keine Käufer.

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