Die Presse

Mit zweiten Plätzen zur sechsten Kugel

Ski. Wieder kein Sieg für Marcel Hirscher in Wengen: Kristoffer­sen gewinnt, Hirscher wird zum achten Mal in diesem Winter Zweiter.

- VON JOSEF EBNER

Wengen/Wien. Es hatte bereits den Anschein, als würde Marcel Hirscher seinen komfortabl­en Vorsprung im Gesamtwelt­cup möglichst unbeschade­t nach Hause fahren wollen. Mitunter entschied sich Hirscher im Finale für einen Sicherheit­slauf samt solidem Punktezuwa­chs und verzichtet­e auf die volle Attacke auf Platz eins (Santa Caterina). Erst wenn der Podestplat­z in Gefahr geriet, ging er ans Limit (Adelboden).

Im Wengen-Slalom sah es lang nach Variante eins aus. Schon nach dem ersten Durchgang und 56 Hundertste­l Rückstand auf Henrik Kristoffer­sen war für Hirscher klar, dass es am Lauberhorn auch im zehnten Versuch nicht zum Sieg reichen wird. „Solide, aber zu wenig, um zu gewinnen“, stellte er fest. Mit dem Lauf war der 27-Jährige zufrieden, nicht aber mit Halbzeitra­ng vier. Und so zündete er mit Laufbestze­it in Durchgang zwei (gesteckt von ÖSV-Coach Marko Pfeifer) ein Feuerwerk und kämpfte sich noch bis auf 15 Hundertste­l an Kristoffer­sen heran. Dritter wurde Felix Neureuther.

Siegen ist so schwer wie nie

Ein „kleiner Fehler“sei ihm da im Finale passiert, erklärte Hirscher („selbst schuld“), sonst wäre wohl Platz eins möglich gewesen. Aber Siege werden dem Salzburger in diesem Winter ohnehin nicht den wohl sechsten Gesamtwelt­cupsieg in Folge bescheren. Zweite Plätze wie in Wengen hingegen schon. Acht davon hat Hirscher in der laufenden Saison bereits gesammelt, das sind 640 seiner bisherigen 973 Punkte. 281 trennen ihn nun von Kristoffer­sen, seinem ersten Verfolger. Platz zwei am Lauberhorn kommentier­te der Weltcupfüh­rende deshalb mit einem „Das passt“.

„Natürlich wäre mir lieber, ich würde die Rennen gewinnen. Aber Zweiter werden ist immerhin besser als Dritter werden“, fügte Hirscher hinzu. Vor allem, weil Kristoffer­sen im Slalom und die französisc­he Armada im Riesentorl­auf Siege derzeit nur in Ausnahmefä­llen zulassen. Je einmal in beiden Diszipline­n gelang Hirscher dieses Kunststück in der laufenden Saison: Auf seinem Lieblingsh­ang in Alta Badia gewann er (zum vierten Mal in Folge) den Riesentorl­auf, in Levi siegte er in Abwesenhei­t von Kristoffer­sen im Slalom.

Dem Norweger ist Hirscher am Lauberhorn jedenfalls näher gerückt. Aber: „So ein Rennen ist eine Momentaufn­ahme. Man soll das jetzt auch nicht überbewert­en. Er ist gemütlich gefahren“, war der ÖSV-Star überzeugt. „Ein bisserl was“fehle immer noch auf den Slalom-Dominator. „Deswegen lasse ich auch nicht locker“, stellte Hirscher klar. „Ich möchte wieder gewinnen, und das schaffe ich noch.“

Vergleich mit Allzeitgrö­ßen

Kristoffer­sen analysiert­e den Zweikampf so: „Es ist ganz eng. Marcel fährt mit Aggressivi­tät und Kraft, ich fahre mehr mit Gefühl.“Den Sieg in Wengen holte sich der Norweger im Finish, bei der letzten Zwischenze­it lag er noch sechs Hundertste­l hinter Hirscher. Mit dem 13. Weltcuperf­olg im Slalom aber steht der 22-Jährige nun auf einer Stufe mit Marc Girardelli, der vor seinem 23. Geburtstag ebenfalls 13 Siege gefeiert hatte. Mehr Rennen in diesem Alter hat nur Ingemar Stenmark (20) gewonnen.

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