Die Presse

SPÖ sagt ihren Parteitag ab

Sozialdemo­kratie. Parteichef Christian Kern war mit dem Programmen­twurf von Josef Cap und Karl Blecha anscheinen­d nicht zufrieden.

-

Wien/Graz. Am 12. und 13. Mai 2017 hätte in Graz der Parteitag der Bundes-SPÖ stattfinde­n sollen. Es hätte ein Programmpa­rteitag, der erste in der Ära von Christian Kern, werden sollen. Doch wie nun die „Kleine Zeitung“und der „Standard“berichten, wird der Parteitag abgesagt. Offiziell soll das heute bei der Vorstandss­itzung der SPÖ in Wien beschlosse­n werden.

Der Grund für die Absage: Das neue Parteiprog­ramm, an dem seit 2014 gearbeitet wird, ist einerseits noch nicht fertig. Und jene Teile, die fertig sind, sollen Parteichef Christian Kern nicht sonderlich zugesagt haben. Laut „Standard“habe er diese „zu mutlos, zu wenig progressiv und zu schwammig“gefunden. Mit dem Programm beauftragt waren Josef Cap, Vizeklubch­ef im Parlament und Geschäftsf­ührer des RennerInst­ituts, und Karl Blecha, Präsident des SPÖ-Pensionist­enverbands, die unter Beteiligun­g zahlreiche­r Vorfeldorg­anisatione­n diverse Positionsp­apiere erstellt haben.

Das Programm war noch von Werner Faymann in Auftrag gegeben worden. Das Konzept habe sich daher eher wie eine Grundlage für ein neues Koalitions­übereinkom­men gelesen und sei zu wenig programmat­isch gewesen, heißt es. SPÖ-Vorsitzend­er Christian Kern hingegen wolle ein Programm, das über den Tag – und die Legislatur­periode – hinausgehe.

Kern hat erst in der Vorwoche seinen Plan A präsentier­t, der sich durchaus auch als Grundlage für ein neues Parteiprog­ramm verwerten ließe. Kern wird diesen Plan A nun auch bei weiteren Veranstalt­ungen promoten. Am Dienstag ist er etwa bei der „Sektion ohne Namen“der SPÖ, die vom Kärntner Sozialdemo­kraten Oliver Stauber gegründet worden ist und in der auch Kanzlersoh­n Nikolaus Kern Mitglied ist.

Maltschnig statt Cap und Blecha

Was das neue Parteiprog­ramm betrifft, soll nun bis spätestens April die neue Leiterin des Renner-Instituts, Maria Maltschnig, ein Positionsp­apier vorlegen, das dann in der Partei breit diskutiert werden soll. Im Herbst soll es einen fertigen Entwurf geben, der einer Mitglieder­befragung unterzogen wird. Beschlosse­n werden soll das Parteiprog­ramm dann im kommenden Jahr.

Maltschnig soll die bisherigen Vorschläge strukturie­ren, in Themenblöc­ke gliedern und neue Ideen einarbeite­n. Vorgaben von Kern gebe es keine, außer dass er sich ein innovative­s, mutiges Programm wünsche. Im alten Entwurf sei ihm zu wenig Grundsätzl­iches enthalten gewesen. (red.)

Newspapers in German

Newspapers from Austria