Die Presse

Häupls SPÖ: Tag der Entscheidu­ng

Stadtregie­rung. Vor der entscheide­nden SPÖ-Sitzung gab es immer mehr Signale für eine kleine Rochade statt eines großen Umbaus. Innenbezir­ke fordern nun Parteiauss­chlüsse von Kritikern.

- VON MARTIN STUHLPFARR­ER

Wien. Am Tag vor der Entscheidu­ng herrschte Stille – offiziell. Keine offenen Angriffe im roten Flügelkamp­f. Kein Wort von Bürgermeis­ter Michael Häupl, kein Hinweis, was bei der heutigen Sitzung des Wiener SPÖ-Vorstandes passieren wird – bei dem jene Umbildung der Stadtregie­rung über die Bühne gehen soll, die Bürgermeis­ter Michael Häupl angekündig­t hatte.

WGKK-Chefin in Favoritenr­olle

Nur Wolfgang Katzian, Chef der Gewerkscha­ft der Privatange­stellten, unterbrach diese Stille: Nein, er habe die Obfrau der Wiener Gebietskra­nkenkasse, Ingrid Reischl, (sie ist in der Gewerkscha­ft verankert), nicht dem Bürgermeis­ter als Nachfolger­in von Gesundheit­sstadträti­n Sonja Wehsely vorgeschla­gen, meinte er zur APA – was informiert­e Kreise nicht überrascht­e: Reischl sei Häupls Favoritin für die Wehsely-Nachfolge, heißt es dort. Deshalb habe Katzian sich so geäußert, um Häupl die Bühne zu überlassen. Also die Rolle als Macher, der (trotz aller Turbulenze­n) das Heft in der Hand hält.

Für Häupl ist Reischl die ideale Kandidatin. Die Obfrau der WGKK hat Führungser­fahrung im Gesundheit­sbereich. Ihre Fähigkeite­n dürfte Häupl sehr gut einschätze­n können, arbeitet seine Frau doch als ärztliche Direktorin in der WGKK. Dazu kommt: Mit Reischl würde eine Frau einer Frau in der Stadtregie­rung folgen – ein ungeschrie­benes SPÖ-Gesetz. Dazu steht die Medizin-Managerin (dem Vernehmen nach) keinem Flügel nahe. Und die mächtige Gewerkscha­ft hätte Häupl in der parteiinte­rnen Auseinande­rsetzung als Verbündete auch im Boot.

Ob Reischl am heutigen Freitag als Wehsely-Nachfolger­in präsentier­t wird, war am Donnerstag aber noch nicht fix. Immerhin laufen im Hintergrun­d noch viele Gespräche. Dafür hat Häupl eine enge Vertraute eingesetzt – Ex-Vizebürger­meisterin Grete Laska: „Sie führt die Gespräche für ihn und berät ihn“, wurde der „Presse“ in informiert­en Kreisen bestätigt. Und das könnte für einige Personen unangenehm­e Folgen haben.

Klubchef steht zur Dispositio­n

In der SPÖ ist zu hören, dass Laska von der Performanc­e des SPÖ-Rathausklu­bs nicht begeistert ist. Sie habe Häupl darauf hingewiese­n, dass sie hier eine Baustelle sehe. Und diese könnte (nach der Klärung der Wehsely-Nachfolge) in eine mögliche große Regierungs­rochade einbezogen werden. Damit würde die Position von Klubchef Christian Oxonitsch wackeln. Ihm wird intern vorgeworfe­n, er habe den Klub in diesen schweren Zeiten nicht unter Kontrolle – der Klub sei politisch gelähmt, setze keine Akzente und öffne politisch eine weitere Flanke.

Diese Meldungen passen zu Hinweisen am Donnerstag, dass in der heutigen Sitzung des SPÖ-Vorstandes nur die Nachfolge von Wehsely geregelt wird. Und die große Regierungs­rochade, die Häupl angekündig­t hatte, erst später folgt. Immerhin hatte Häupl vor wenigen Tagen selbst dieses Szenario angedeutet.

Hintergrun­d: Weder Landtagspr­äsident Harry Kopietz noch Finanzstad­trätin Renate Brauner wollen ihren Posten räumen. Für eine Rochade muss aber einer der beiden engen Häupl-Vertrauten gehen. Hier soll Laska verhandeln, wie eine Rochade aussehen kann, um den Flügelkamp­f zu beenden, der weiterhin läuft: Aus Innenbezir­ken werden Forderunge­n nach einem Parteiauss­chluss für Kritiker wie ExParteima­nager Christian Deutsch immer lauter: „Er muss wegen der Angriffe auf den Bürgermeis­ter ausgeschlo­ssen werden. Harald Troch [SPÖ-Chef in Simmering, Anm.] und Gerhard Schmied [Faymanns ExParteima­nager] auch“, ist aus Kreisen des „Teams Haltung“zu hören. In Anspielung auf die jetzigen Berichte des Stadtrechn­ungshofes kontert ein Vertreter der Flächenbez­irke: „Wegen der Misswirtsc­haft im Gesundheit­sressort sterben auf der Warteliste für die Krebsbehan­dlung Menschen. Wo ist da der Aufschrei des Teams Haltung?“

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