Viel zu heiß für diese Kälte
Fahrbericht. Seit 31 Jahren steht ein M für die Krönung von BMWs 3er-Baureihe. Ein Jubiläumsmodell feiert den runden Geburtstag des M3 im Vorjahr. Wir konnten nicht so recht mitfeiern.
Für das richtige Auto gibt es eigentlich (beinahe) keinen falschen Ort, sehr wohl aber die falsche Zeit. Die wäre jetzt, genau dieser Tage, wenn wir vom BMW M3 reden. Außentemperaturen um die null Grad, feucht, die Asphaltoberfläche generell schwer einschätzbar: Wir haben es ehrlich probiert auf der Hausstrecke im Wienerwald – aber bald wieder sein lassen. Sobald man sich aus dem gemütlichen Dahinrollen wagt und tiefer ins Gaspedal steigt, ist es schon zu schnell für das bisschen Grip auf der Fahrbahn.
Oben nur Schotter
Die Räder – natürlich hat der M3 Heckantrieb, was sonst – drehen noch im vierten Gang durch. Auf unseren gern frequentierten Routen höher in den Bergen liegt zentimeterhoch der Schotter, den Weg haben wir uns erst recht gleich gespart. Leider: Mit authentischen Fahreindrücken der dynamischen Art können wir nicht dienen.
Dass es sich bei unserem Testexemplar um eines von 500 weltweit handelt, macht die Sache nicht besser. BMW hat im Vorjahr ein Sondermodell des M3 aufgelegt, das den Ruhm der Power-Ikone mehren und die ein oder andere Sammlergarage komplettieren soll.
„30 Jahre M3“lautet das Motto, dem mit allerlei festlichem Schmuck innen und außen Rechnung getragen wird (Plaketten, Embleme, Zierleistung in Karbon). Und mit mehr Leistung, zur Sicherheit. Das sonst optionale Performance-Paket gehört in der Jubiläumsvariante zur Grundausstattung, ebenso das adaptive M-Fahrwerk. Die zusätzliche Power, immerhin fast 30 PS, holt der Dreiliter-Reihensechszylinder hauptsächlich über den Ladedruck der beiden Twinscroll-Turbos.
Dass der M3 dieserart nun mit 450 PS dasteht, ist gemessen insbesondere an den Anfängen vor 30 Jahren ein vielsagendes Dokument der sportlichen Hochrüstung. Dem ersten M3 von 1986 genügten 200 PS, doch was den Spaßfaktor angeht, ist der hochverehrte Uropa wohl nur schwer zu schlagen.
1200 Kilogramm Gewicht, ein drehfreudiger Vierzylinder, ein sportliches Fahrwerk, alles scharf abgestimmt, und fahrerseitig schnelle Reaktionen an Pedalen und Volant waren die Zutaten, die aus einem reinen Homologationsmodell schnell einen veritablen Mythos wachsen ließen. BMW war seit den 1970ern im Tourenwagen- sport engagiert, der M3 wurde auf der Rundstrecke zum erfolgreichsten Pferd des bayrischen Rennstalls. Seit fünf Generationen steht das M auch auf der Straße dem jeweils schnellsten Dreier vor.
Die Leichtigkeit von früher ist freilich dahin, aber das kann man BMW kaum vorwerfen. Das Aufgebot an sinnvoller Sicherheitstechnik und lückenloser Komfortverhätschelung bei gleichzeitiger Bereitschaft zur Hochleistungsperformance hat ein Auto mit mehreren Gesichtern hinterlassen. Die Rolle des hetzigen Spaßmachers bei BMW hat der M2 übernommen.
Im M3 wären zunächst eingehend die verschiedenen Einstellmöglichkeiten von Fahrwerk, Getriebe, Lenkung, ESP und Motor zu studieren. Im Grundmodus – Komfort und Effizienz – dämmert das Auto so dahin, auf einen festen Tritt ins Gaspedal passiert zunächst – wenig. Immerhin kann man zwei Set-ups erstellen und über Tasten am Lenkrad schnell abrufen, um hernach die Feuerwehr zu überholen. Dann aber!