Ein Goldfisch folgt immer seiner Linie
Renault Scenic.´ Ein Van stellt sich dem Duell mit der SUV-Invasion, das dCi-110-Modell fasziniert mit AusstattungsHighlights und Bose-Soundsystem. 20-Zoll-Reifen und flottes Design lassen die Platzfrage kurzerhand vergessen.
Salzburg. Wer Salzburg verlässt und auf der Bundesstraße gen Piding gleitet, sieht nicht nur grinsend den Stau nebenan auf der A1, sondern mitunter eine herrlich weiße, von Eis und Schnee verzierte Winterlandschaft. Läuft dazu die Sitzheizung, herrscht wohlige Wärme im Innenraum des Autos, sind Assistenzsysteme wie automatisches Notbremsen oder das Spurhalten in Betrieb und spielt auch noch der Tempomat mit, bereitet eine grandios große Frontscheibe tatsächlich echtes Fahrvergnügen. Das höchste aller Gefühle aber ist, wenn ein Bose-Soundsystem noch den Wagen schmückt. Dann sitzt Johnny Cash fürwahr am Beifahrersitz: „I walk the line.“
Der Renault Scenic´ dCi mit 110 PS (260 Newtonmeter; 132 PS im Benziner als Option) gilt als neueste Version des Familien-Van schlechthin. Wenngleich es auf der Rückbank trotz 4,40 Meter Wagenlänge und auch im Kofferraum (506 Liter) unerwartet wenig Platz gibt, mit einem Kindersitz (MaxiCosi, Tobi) sogar relativ eng wird, erfüllt der liebevoll Goldfisch (Far- be: Honiggelb) getaufte Wagen viele andere Wünsche. Ein handyähnlicher Türöffner, Startknopf, Massagefunktion im Sitz, das Glasdach mutet wie ein Wintergarten an und die Doppelkupplungsautomatik kommt auf Bergaufstücken nicht ins Schwitzen.
Wäre man noch besser vorbereitet gewesen, hätten verschiedene Fahrprogramme – per Knopfdruck – das Fahrverhalten weiter optimiert. Komfortabel, sportlich, sparsam: Man hat die Wahl, wenn man sie auf der kompliziert stylischen tabletähnlichen Mittelkonsole denn findet.
Ein Technikfestival
Es ist aber ein technisches Festival, das die Franzosen in diesen Scenic´ hineingepackt haben. Bremsassistenten gibt es sogar mit Fußgängererkennung, Lichter kommen und gehen automatisch, das Auto warnt, wenn es meint, sein Fahrer sei müde, es behält den toten Winkel im Auge.
Dieser Renault rollt, ja, erhaben auf 20-Zoll-Rädern mit schicken Leichtmetallfelgen. LED- Scheinwerfer, flotter Kühlergrill, auf das Erscheinungsbild wird Wert gelegt. Warum es aber keine Rückfahrkamera gibt? Auch der Blick des Fahrers durch das hintere Seitenfenster, er fällt ungemein schwer als Folge dieser Kompaktheit. Für 1500 Euro Aufpreis ist das Modell Grand Scenic´ zu erhalten, für größere Familien eine durchaus überlegenswerte Investition.
Der Scenic´ dCi – in dieser Version um 30.490 Euro erhältlich – hält stets seine Spur. Auf engen Bergstraßen wie in Zirl ganz besonders, mit dem erfrischenden Sportmodus sowieso. Auf der deutschen Autobahn beginnt er allerdings zu murren, sehr hohes Tempo – der Verbrauch steigt da über knapp acht Liter auf 100 Kilometer –, generiert im Zusammenspiel mit dem Fahrtwind eine etwas lautere Geräuschkulisse. Doch auch mit der wird Johnny Cash spielend fertig. (fin)