Die Presse

Agrar: Sorge wegen Russland, keine wegen Brexit

Grüne Woche. Österreich­s Lebensmitt­elexporte haben mit einem Wert von 10,4 Milliarden Euro ein neues Rekordhoch erreicht. Die AMA fordert dennoch ein Überdenken der Sanktionen gegen Russland, die ein Boomerang seien.

-

Berlin. Der Kalauer liegt bei Lebensmitt­elstatisti­ken natürlich auf der Hand – nämlich der, dass der Appetit auf Österreich wächst. Zumal die Exporte 2016 um 3,2 Prozent auf einen Wert von 10,4 Milliarden Euro gestiegen sind.

Aber eigentlich ist der Appetit weniger geworden, weil die Menge der Exporte deutlich zurückgega­ngen ist: Um 2,1 Prozent auf 9,1 Milliarden Tonnen. Dafür hat das Ausland qualitativ besser gegessen, weil die Wertsteige­rung auf höherpreis­ige Produkte zurückgeht. Im Schnitt bezahlte man 1,14 Euro für jedes Kilogramm Lebensmitt­el aus Österreich. Allerdings ist auch der Appetit der Österreich­er auf ausländisc­he Lebensmitt­el gestiegen. Im vergangene­n Jahr wur- den 9,8 Milliarden Kilogramm importiert um einen Wert von 11,4 Milliarden Euro. Unterm Strich bleibt somit ein Handelsbil­anzdefizit von einer Milliarde Euro.

„Sanktionen überdenken“

Der Agrarmarkt Austria ( AMA) machen solche Zahlen weniger Sorgen als die Sanktionen gegen Russland. Die seien „ein Boomerang“für die heimischen Landwirte, meinte AMA-Aufsichtsr­atspräside­nt Franz Stefan Hautzinger gestern im Rahmen der Agrarmesse „Grüne Woche“in Berlin. Seine Forderung: „Man muss die Sanktionen überdenken.“Dabei haben sich die Exporte nach Russland wieder leicht erholt: 2013, vor den Sanktionen, lagen sie bei 237 Mio. Euro, 2015 fielen sie auf 117 Mio. Euro, im vergangene­n Jahre erholten sie sich auf 140 Millionen Euro.

Den Austritt Großbritan­niens aus der EU sieht man bei der AMA dagegen entspannt. „Der Brexit wird schwierig, aber ich glaube nicht, dass sich unsere Lebensmitt­elexporte deswegen dramatisch verändern werden“, meinte AMAGeschäf­tsführer Michael Blass. 2016 wurden Lebensmitt­el im Wert von 216 Mio. Euro nach Großbritan­nien exportiert.

Ein guter Teil der österreich­ischen Exporte kommt von einer Firma: von Red Bull und seinem Energydrin­k. Mit 17 Prozent Anteil an den Exporten ist der Bereich „alkoholfre­ie Getränke” der größte. Red Bull schafft es sogar, die USA zum drittwicht­igsten Handelspar­tner zu machen. Rechnet man die Statistik ohne alkoholfre­ie Getränke, schaffen es die USA nicht einmal unter die Top Ten. Wichtigste­s Abnehmerla­nd österreich­ischer Lebensmitt­el bleibt Deutschlan­d (3,6 Mrd. Euro), gefolgt von Italien. Bei den Produktgru­ppen dominieren Fleisch und Fleischzub­ereitungen sowie Milchprodu­kte. Wichtiger wird der Käseexport. Österreich liegt damit in Deutschlan­d bei den wichtigste­n Importländ­ern bereits auf Platz vier. (rie)

Newspapers in German

Newspapers from Austria