Die Presse

Westenthal­er „schwänzte“Novomatic-Prozess

Zivilverfa­hren. Zuletzt war Ex-BZÖ-/FPÖ-Politiker Peter Westenthal­er dem Novomatic-Prozess entschuldi­gt ferngeblie­ben, am Donnerstag tat er dies unentschul­digt. Das Gericht drohte eine Ordnungsst­rafe an. Und lud ihn erneut.

-

Wiener Neustadt. Richter Peter Wöhrer vom Zivillande­sgericht Wiener Neustadt zeigte sich am Donnerstag „not amused“: Im Schadeners­atzprozess, den der frühere Rapid-Tormann Peter Barthold gegen den Glücksspie­lkonzern Novomatic angestreng­t hat, hätte der ExBZÖ-/FPÖ-Politiker Peter Westenthal­er als Zeuge aussagen sollen. Westenthal­er kam aber nicht.

Schon Ende November hätte Westenthal­er erscheinen sollen. Damals ließ er sich entschuldi­gen. Diesmal lag, laut Gericht, aber keine Entschuldi­gung vor. Fazit: Der Richter drohte eine Ordnungsst­rafe an. Und lud Westenthal­er erneut – für den 1. März. Erst vor wenigen Tagen hatte Westenthal­er eine – noch nicht rechtskräf­tige – zweieinhal­bjährige teilbeding­te Haftstrafe wegen schweren Betruges und Beteiligun­g an der Untreue hinnehmen müssen. Es ging um widmungswi­drig eingesetzt­es Fußball-Fördergeld und um illegale Parteienfi­nanzierung.

Im Zivilproze­ss begehrt Barthold nun eine hohe sechsstell­ige Entschädig­ungssumme von Novomatic. Barthold war Glücksspie­lunternehm­er. In seinen Wiener Betrieben standen Spielautom­aten von Novomatic. Außerdem war er Konsulent des Glücksspie­lkonzerns. Mit dem gesetzlich­en Ende des Kleinen Glücksspie­ls in Wien sei ihm vom damaligen Novomatic-Boss, Franz Wohlfahrt, mündlich versproche­n worden, dass er mit einem Betrieb in Niederöste­rreich entschädig­t werde.

Wohlfahrt habe sich aber nicht daran gehalten. Und das, obgleich er, Barthold, für Novomatic auch den Geldboten gespielt habe. So habe er von Mai 2009 bis Dezem- ber 2014 monatlich NovomaticG­eld in bar, monatlich 4500 Euro, an Westenthal­er übergeben. Das Geld sei für Lobbying gedacht gewesen.

Staatsanwa­ltschaft ermittelt

Auf Medienanfr­agen hatte Westenthal­er das bestritten. Im Prozess bestreitet dies auch der Novomatic-Anwalt. Allerdings haben bereits beim letzten Prozesster­min zwei Zeugen die Angaben von Barthold bestätigt. Einer davon sagte, er sei sogar bei einer Übergabe direkt neben Westenthal­er gesessen und habe die Geldschein­e, 500-Euro-Banknoten, gesehen.

Auch in der aktuellen Verhandlun­g sagte ein Mann aus, der angab, bei einer Übergabe im Cafe´ Ascot in Wien Landstraße im Jahr 2011 Augenzeuge geworden zu sein. Mittlerwei­le ermittelt in die- ser Sache die Korruption­sstaatsanw­altschaft.

Wohlfahrt sagte am Donnerstag als Zeuge aus – er war im Gegensatz zu Westenthal­er und auch im Gegensatz zu NovomaticM­ehrheitsei­gentümer Johann Graf seiner Ladung gefolgt.

Wohlfahrt bezeichnet­e das angebliche Verspreche­n an Barthold zur Weiterführ­ung der lukrativen Geschäfte mit Novomatic als „frei erfunden“. Mit Westenthal­er habe er nur Small Talk bei Glücksspie­lmessen geübt, Geld für Lobbying habe er nie über Barthold an Westenthal­er übermittel­n lassen.

Wohlfahrt gestand zu, dass Novomatic unter dem Ende des Kleinen Glücksspie­ls in Wien gelitten habe: „Mit einem Schlag sind uns mindestens 120 Millionen Euro Umsatz jährlich weggebroch­en.“(m. s./APA)

Newspapers in German

Newspapers from Austria