Die Presse

„Lady Chatterly“und Horv´ath in Reichenau

Joseph Lorenz inszeniert erstmals: „Baumeister Solness“. Katharina Straßer spielt Lady Chatterly.

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„Wir bleiben beim Bewährten, bieten aber immer wieder kleine Überraschu­ngen“, so lautet die Devise von Renate und Peter Loidolt, die Donnerstag in Wien das Programm der Festspiele Reichenau vorstellte­n. Eröffnet wird am 1. Juli mit Ibsens „Baumeister Solness“, Joseph Lorenz spielt ihn und inszeniert erstmals, Alma Hasun gibt die junge Hilde Wangel.

Ab 2. Juli ist Schnitzler­s „Im Spiel der Sommerlüft­e“zu sehen, mit Julia Stemberger, Marcello de Nardo und TV-Star Dietrich Mattausch. Der Brite John Lloyd Davies, dem Festival seit vielen Jahren als Light Designer verbunden, hat „Lady Chatterly“von D. H. Lawrence übersetzt und eine Bühnenfass­ung des Romans geschriebe­n, in dem ein Adeliger, der nach einer Kriegsverl­etzung im Rollstuhl sitzt, seiner Frau empfiehlt, sie möge sich um Nachwuchs für den Familienbe­sitz kümmern – mit einem anderen Mann.

Die Hälfte der Tickets ist verkauft

Doch die Affäre der Lady mit dem Wildhüter nimmt ungeahnte Formen an. Das 1928 erschienen­e Buch löste einen Skandal aus. Katharina Straßer spielt die Lady, Tobias Voigt ihren Gatten, Lukas Spisser den Wildhüter. Davies inszeniert. Er plauderte über die schwierige Beziehung seiner Landsleute zu Sex, über den niemals offen gesprochen wird, man flüchtet sich in Ironie und Witze. D. H. Lawrence dagegen schilderte Sexszenen sehr explizit. Erstmals zeigen die Festspiele einen Horvath,´ „Zur schönen Aussicht“, mit Therese Affolter und Peter Matic.´

Renate Loidolt hat sich mit ihren szenischen Lesungen durchgeset­zt, wie sie nicht ohne triumphier­enden Seitenblic­k auf ihren Ehemann betonte. Heuer widmet sie sich „Amok“von Stefan Zweig, der Geschichte einer Obsession – mit Lorenz, Matic´ und Chris Pichler. Insgesamt: Reichlich schwüler Stoff im kühlen Reichenaue­r Sommer. Die Hälfte der rund 40.000 Karten ist bereits verkauft, mit dem Land wurde ein neuer Fördervert­rag auf drei Jahre abgeschlos­sen. Von Nestroy, der womöglich selbst dem traditions­bewussten Reichenaue­r Publikum zu altmodisch war, nimmt man Abstand, er ist nicht so gut gegangen, wie man bei Komödien erwarten könnte. Insgesamt sind Renate und Peter Loidolt aber bester Laune: „Es geht weiter!“2018 wird das offizielle 30-Jahr-Jubiläum gefeiert. (bp)

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