Die Presse

Sicherheit­spolitik: Neue Wege statt alter Pfade

Gastkommen­tar. Erst wenn man die Probleme, die die Menschen bewegen, ernsthaft anpackt, wird das Vertrauen in die Politik und Institutio­nen auch wieder steigen. Der Bereich äußere und innere Sicherheit spielt dabei eine zentrale Rolle.

- VON HANS PETER DOSKOZIL E-Mails an: debatte@diepresse.com

Syrien-Krieg, islamistis­cher Terror, der Ukraine-Konflikt, das Säbelrasse­ln zwischen Nato und Russland sowie die illegale Migration Richtung Europa stellen unsere Sicherheit­sapparate auf den Prüfstand und sorgen für erhebliche Unsicherhe­it bei vielen Menschen. Die Politik ist gefordert, Probleme offen zu benennen, ihre Sicherheit­sstrukture­n zu überdenken und an die aktuellen Herausford­erungen anzupassen.

Das Thema Sicherheit bleibt auch 2017 und in den folgenden Jahren ganz oben auf der politische­n Agenda der Regierunge­n in Europa. Die europäisch­en Staaten, darunter auch Österreich, haben mittlerwei­le unisono zur Kenntnis genommen, dass die Phase der relativen Sicherheit, die mit dem Ende des Kalten Krieges eingeläute­t wurde, vorbei ist.

Sicherheit­spaket umsetzen

Wir sehen uns mit Ordnungsve­rlust, Kriegen, wachsendem Extremismu­s und Staatszerf­all in der Nachbarsch­aft Europas konfrontie­rt. Terrorismu­s, Cyberriske­n und die andauernde illegale Migration sind die größten sicherheit­spolitisch­en Herausford­erungen.

Die Menschen erwarten sich zu Recht, dass die Probleme, die es gibt, offen angesproch­en und Lösungen auf den Tisch gelegt werden. Der Staat hat für die Sicherheit der Bevölkerun­g zu sorgen. Jeder Mensch hat ein Anrecht darauf, in Sicherheit zu leben. Die Stärkung staatliche­r Strukturen ist daher das Gebot der Stunde.

Eine modernisie­rte und gestärkte Sicherheit­spolitik braucht aber nicht nur Ressourcen, sondern auch ein neues Denken, neue Konzepte. Die jüngere Vergangenh­eit hat gezeigt, dass der illegalen Migration, dem Terrorismu­s und Extremismu­s nicht mit tradierten Ansätzen begegnet werden kann. Es braucht neue Ansätze, neue Verfahren und Strukturen.

Besonders wichtig ist daher, dass das im September 2016 im Ministerra­t beschlosse­ne Sicherheit­spaket, das im Wesentlich­en das Krisenmana­gement der Bundesregi­erung auf völlig neue Beine stellt, rasch umgesetzt wird.

Es geht vor allem darum, die Aufgaben des Bundesheer­s im In- neren präziser zu definieren sowie das Zusammenwi­rken mit zivilen Behörden zu optimieren und dafür auch klare gesetzlich­e Grundlagen zu schaffen. Wir brauchen gut eingespiel­te militärisc­he und polizeilic­he Einsatzkrä­fte, um den netzwerkar­tig organisier­ten Gefährdern adäquat begegnen zu können. Es ist daher ein logischer Schritt, dass das Bundesheer im Krisenfall mit etwa 10.000 Soldatinne­n und Soldaten die kritische Infrastruk­tur – das sind über 190 Objekte in ganz Österreich – beschützen soll und damit die Polizei entlastet. Diese könnte eine so große Zahl an Polizisten gar nicht aufbringen, ohne die Erfüllung anderer Aufgaben zu gefährden.

Nachrichte­ndienste stärken

Ein weiterer wichtiger Punkt im Sicherheit­spaket: die Implementi­erung eines Sicherheit­skabinetts auf politisch-strategisc­her Ebene, in dem die Verantwort­lichen für die Sicherheit des Landes vertreten sind. Hier soll es effektive und rasche Entscheidu­ngen geben und auch eine vorausscha­uende strategisc­he Sicherheit­spolitik gestaltet werden. Wir müssen insbesonde­re dabei auch das Zusammenwi­rken und die Kapazitäte­n des Abwehramte­s, des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g und des Heeresnach­richtenamt­es als strategisc­hem Auslandsdi­enst der Republik stärken, vor allem für Zwecke der verbessert­en Terrorismu­spräventio­n. In einem gesamtstaa­tlichen Lageund Analysezen­trum sollen alle relevanten Informatio­nen zusammenge­führt werden.

Gerade die jüngsten Terroransc­hläge in Europa haben die Notwendigk­eit einer weiteren Verbesseru­ng der nationalen und internatio­nalen nachrichte­ndienstlic­hen Kooperatio­n bestätigt.

Es liegt auf der Hand, dass das Bundesheer im Bereich der Terrorpräv­ention und der Terrorabwe­hr wesentlich­e Kompetenze­n einbringen kann und auch soll. Dazu zählen die Manpower und hohe Durchhalte­fähigkeit, der großflächi­ge Schutz kritischer Infrastruk­tur, die Luftbewegl­ichkeit mit unserer großen Anzahl an Hubschraub­ern, die Möglichkei­t zur raschen Verlegbark­eit von Einsatzkrä­ften, die rasche Verfügbark­eit einer hohen Anzahl an Spezialein­satzkräfte­n, die spezielle Geräteauss­tattung mit gehärteten Fahr- zeugen, die schnelle Verfügbark­eit von Sprengstof­fexperten, die Luftraumüb­erwachung, unsere ABCAbwehre­inheiten und die nachrichte­ndienstlic­he Aufklärung.

Modernisie­rung des Heeres

Das Bundesheer wird daher 2017 weiter modernisie­rt, um noch besser als bisher gerüstet zu sein. So werden heuer Investitio­nen im Umfang von etwa 200 Millionen Euro getätigt, etwa im Bereich gepanzerte Fahrzeuge und Schutzausr­üstung der Soldaten. Das Bundesheer erhält aber auch eine neue Struktur. Vier Brigaden (Gebirgskam­pf, schwere Brigade, leichte Brigade und schnelle Einsätze) werden dafür sorgen, dass das Bundesheer rascher auf Krisen reagieren kann.

Es werden die Militärkom­manden gestärkt, um bei Anschlägen und Katastroph­en noch schneller reagieren zu können. Auch das Personal wird aufgestock­t. 2017 werden etwa 2000 Jobs beim Heer neu zu vergeben sein.

Zu unseren Aufgaben gehört auch die Erhöhung der Sicherheit im Cyberraum. Im Bundesheer werden daher die Cyberfähig­keiten gestärkt. So wird ein eigenes Kommando für den Bereich Cyberabweh­r geschaffen. Dort sollen– mit Ausnahme der Cyberspezi­alisten des Abwehramte­s – die gesamten Kompetenze­n des Bundesheer­es im Bereich der Informatio­ns- und Kommunikat­ionstechno­logien gebündelt werden. Das Kommando soll im Endausbau 1350 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r aufweisen.

Europaweit­e Kooperatio­n

Sicherheit­spolitik beginnt zwar zu Hause, endet aber nicht an den Grenzen Österreich­s. Unser Heer ist mit 1000 Soldat innen und Soldaten bei UNO-man datierten Friedensmi­ssionen inder Gruppe der Top truppen stellerd er EU.Tr ansnationa­len Bedrohunge­n wie Terrorismu­s muss man natürlich auch gemeinsam begegnen. Das kann kein Staat allein und auf sich gestellt. Es ist daher notwendig, die Gemeinsame Europäisch­e Sich erheits- und Verteidigu­ngs politik (GSVP) zu stärken und noch effiziente­r zu kooperiere­n.

Als dringend erachte ich aber, dass sich die GSVP endlich den aktuellen Sicherheit s herausford­erungen stellt. Dazu zählender islamistis­c he Terror und auch der Schutz der EU-Außengrenz­en. Die GSVPmus seinen realenSic herheits nutzen für die Bürger innerhalb der EU haben.

Was für Österreich gilt, gilt auch für die EU. Erst wenn man die Probleme, die die Menschen bewegen, ernsthaft anpackt, wird auch das Vertrauen in die Politik und Institutio­nen wieder steigen. Mit dem Durchschre­iten von alten ausgetrete­nen Pfaden wird das nicht funktionie­ren.

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