Die Presse

Knallen für Van der Bellen

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I m Sommer 2007 (die Jungen kennen ihn nicht mehr) trug sich in Wien eine lustige Provinzpos­se zu. Papst Benedikt XVI. kam zu Besuch, und weil der Bayer also schon einmal in Österreich war, hatte er sich, als Ehrenmitgl­ied der Bayerische­n Gebirgssch­ützen, eine Tiroler Schützenko­mpanie gewünscht, die vor dem Stephansdo­m Salut schießen möge. Nur: Die sensiblen Wiener ließen Letzteres nicht zu. Die „ungewohnte Knallerei“könne Panik unter den Zuschauern auslösen, so die Behörden; dieser westliche Brauch sei ja in Wien nicht so bekannt. Worauf die Schützen – eine Kompanie aus dem Zillertal – sich dachten „Blast’s˚ ins decht die Schuach auf!“und stinksauer ihre Anreise absagten. „Da sieht man wieder einmal, welche Bedeutung Brauchtum und Tradition eines Bundesland­es in der Bundeshaup­tstadt haben“, zürnte der Tiroler Schützenve­rband.

Was sich am 26. Jänner auf dem Heldenplat­z ereignen wird, ist also eine Sensation: Zur Amtseinfüh­rung Alexander Van der Bellens als Präsident darf’s eine Schützenko­mpanie aus dem Kaunertal, VdBs Heimatregi­on, dort dreimal tüchtig knallen lassen! Es werde ein „landesübli­cher Empfang“, Tirols höchste Ehre, frohlockt das Team des neuen Staatsober­haupts. Schau an: Wenn die Person, um die es geht, politisch genehm ist, geht in Wien ja doch mehr. Was dem Papst nicht gelang, Van der Bellen macht’s möglich. (wg)

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