Niki-Mitarbeiter in Alarmstimmung
Luftfahrt. Nur fünf Flieger der mit TUI Fly fusionierten Fluglinie bleiben in Wien, bis zu drei Viertel der 800 Mitarbeiter könnten nach Deutschland exportiert werden. Noch bremst die EU die Pläne.
Wien. Die österreichische Fluglinie Niki wird auch nach der Fusion mit TUIfly weiter Niki heißen. Aber nur fünf der 19 Flugzeuge bleiben in Wien, die anderen starten von deutschen Städten aus. Bis zu drei Viertel der 800 Mitarbeiter könnten nach Deutschland „exportiert“werden.
Wien. Die österreichische Fluglinie Niki, bis vor Kurzem Tochter der schwer angeschlagenen Air Berlin, wird auch in der neuen Konstellation nach der Fusion mit TUI Fly Niki heißen. Auch der rechtliche Sitz der Ferienfluggesellschaft (AOC) bleibt in Österreich. Damit ist es mit den guten Nachrichten aber auch schon vorbei. Denn nur fünf der 19 Flugzeuge der einst von Niki Lauda 2003 aus der Insolvenz der deutschen Aero Lloyd gegründeten Fluglinie (aus der Lauda 2011 wieder ausstieg) bleiben in Wien, wie Johannes Schwarcz, Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt in der Gewerkschaft Vida, der „Presse“bestätigt. Der Rest der Flotte bedient touristische Ziele in Spanien und Griechenland von 15 deutschen Städten aus, geht aus dem Mittwochabend veröffentlichten neuen Streckennetz hervor.
Das lässt bei Gewerkschaft und Belegschaft die Alarmglocken schrillen. Denn für die fünf Flugzeuge sind im Vollbetrieb nur maximal 300 Piloten und Flugbegleiter notwendig, rechnet Schwarcz vor. Niki-intern ist sogar nur von 200 Mitarbeitern die Rede. Und was passiert mit den restlichen 600 Beschäftigten? „Die werden großteils exportiert, was eine massive Verschlechterung der Arbeitsbedingungen bedeutet“, erklärt NikiBetriebsratsvorsitzender Stefan Tankovits der „Presse“. Im schlimmsten Fall könnte es auch zu einem Jobabbau kommen – vorerst will Tankovits jedoch der mündlichen Arbeitsplatzgarantie der Geschäftsführung glauben.
Die künftige Arbeitsweise muss man sich so vorstellen: Wird ein Niki-Flugzeug ab Deutschland eingesetzt, muss die Crew von Wien zur jeweiligen Start-Destination anreisen und nach Ende der Flugrotation bzw. Dienstzeit wieder zurück. Da das oft nicht innerhalb eines Tages möglich ist, müssen die Mannschaften im Hotel übernachten. „Und zwar nicht nur für eine Nacht, sondern über Wochen“, sagt Tankovits.
Das ist aber nicht alles: Es wird auch überlegt, Crews ganz in Deutschland zu stationieren. „Davon könnten rund 200 Mitarbeiter betroffen sein“, sagt Tankovits. Ganz abgesehen von der „massiven Verschlechterung der Lebensbedingungen und dem Verlust an Freizeit“machen sich die Belegschaftsvertreter Sorgen, weil es zur neuen Struktur keine konkreten Informationen gibt, geschweige denn die arbeitsrechtlichen Bedingungen geklärt sind.
Zumal seit Mittwoch auch feststeht, dass die Schweizer Air-Berlin-Tochter Belair eingestellt wird. Da laufen Spekulationen, dass deren Mitarbeiter für Niki (von Zürich aus) oder auch die AUA bzw. Eurowings fliegen könnten.
Die Basis für diese „Übersiedlungsmodelle“bildet hierzulande das Arbeitskräfteüberlassungsgesetz. Demnach müssen Mitarbeiter und Betriebsrat zustimmen, wenn der Einsatz an einem anderen Ort länger als 13 Wochen dauert.
Günstiger Kollektivvertrag
In dieser von Unsicherheit geprägten Situation gibt es einen Lichtblick für die Niki-Belegschaft: Ihr Kollektivvertrag (KV) ist um rund 15 Prozent günstiger als jener von TUI Fly, der als lukrativ gilt. Das hat bei den Deutschen schon bei Bekanntwerden der Fusionspläne Angst und Aufregung verursacht. Anfang Oktober meldete sich die halbe Belegschaft krank, wodurch der Flugbetrieb nahezu komplett stillgelegt wurde. Inzwischen gibt es für TUI Fly eine Garantie dafür, dass der bestehende KV zwei Jahre nicht angetastet wird.
Hierzulande machen Tankovits und Schwarcz nun Druck: „Seit der TUI-Aufsichtsrat die Fusion von Niki und TUI Fly Ende November genehmigt hat, haben wir wiederholt Informationen eingefordert – bisher vergebens.“Deshalb veranstaltet der Betriebsrat nächste Woche eine Betriebsversammlung, wo die weitere Vorgangsweise besprochen wird.
Noch wird alles aber nicht ganz so heiß gegessen: Denn die im Dezember bei der EU-Kommission beantragte Genehmigung für das Joint-Venture dauert. Der für März vorgesehene Start der neuen Niki könnte sich daher bis zum Winterflugplan 2017/2018 verschieben. Das verbessert die Situation allerdings nicht: Denn die Niki-Städteflüge sind bereits gestrichen, die Kunden verunsichert.