„Ab heute kommt Amerika zuerst“
USA. Präsident Donald Trump sagte in seiner Antrittsrede der Globalisierung und dem Establishment den Kampf an. „Wir bringen den Reichtum, die Jobs, die Industrie, die Grenzen, die Träume zurück.“
Auf der blau ausgekleideten Tribüne auf den Stufen des Kapitols wurden die Obamas, die Bushs, die Clintons und die Carters bei Regen und wolkenverhangenem Himmel zu Augenzeugen des womöglich einschneidendsten Machtwechsels in der jüngeren Geschichte Washingtons – und mit ihnen Hunderttausende Zaungäste in patriotischer Aufmachung, die am Inauguration Day zur Mall geströmt waren. Dabei hatte auch die Angelobung der anwesenden Ex-Präsidenten eine entscheidende Zäsur markiert, einen Bruch mit der Vergangenheit. Aber keine war politisch und kulturell vermutlich so gravierend wie der Übergang von Barack Obama zu Donald Trump.
Die Glocken schlugen zwölf Uhr Mittag in der US-Hauptstadt, als Donald John Trump, mit der Hand auf der Bibel seiner Mutter und auf jener Abraham Lincolns, als 45. Präsident den Eid auf die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika ablegte. Das Zeremoniell folgte einem exakt durchgetakteten, generalstabsmäßigen Zeitplan – bis hin zum Tee-Ritual bei den Obamas im Weißen Haus.
Auch die Augen der Welt waren auf Washington gerichtet, wie dies Trump bei einer kurzen Ansprache vor dem Lincoln Memorial am Vorabend in gewohnt vollmundiger Manier prophezeit hatte – beargwöhnt von vielen Europäern wie den Finanzministern Schäuble und Hammond in Berlin und London, vorab bejubelt von Premier Benjamin Netanjahu in Jerusalem. Dies spiegelt die Skepsis und die Vorfreude in Teilen der Erde wider, die der New Yorker Immobilientycoon in seiner populistischen Kampagne, in Interviews und nicht zuletzt in seinen Twitter-Botschaften hervorgerufen hatte.
Wie ein Echo hallte der Wahlkampfslogan über die Prachtmeile der Mall: „Make America Great Again.“Es wäre nicht Trump, der Übertreibungskünstler, hätte er njcht noch eine Steigerung hinzugefügt. „Wir werden Amerika für alle Amerikaner groß machen – größer denn je.“Ein sichereres, wohlhabenderes und stolzeres Amerika – das war das Versprechen, das er seinen Wählern schuldig war. Wie viele Präsidenten vor ihm beschwor er nach einem hässlichen Wahlkampf die Einheit der Nation. Angesichts der Polarisierung im Land appellierte denn auch Trumps Tochter Ivanka: „Gebt meinem Vater eine Chance.“
In seiner Antrittsrede, die Donald Trump mit der symbolischen Geste des nach oben gereckten Daumens eröffnete und mit der geballten Faust beendete, legte er seine Vision für die USA dar – ein Widerhall seiner Wahlkampfparolen. „America First“, so lautete das übergeordnete, kämpferische Motto, das er sich für seine Amtszeit gewählt hat. „Wir bringen den Reichtum, die Jobs, die Industrie, die Grenzen, die Träume zurück.“
Abrechnung mit dem Establishment
Es war eine Abrechnung mit der politischen Elite in Washington und eine Verbeugung vor den „Vergessenen“, die ihn vor zehn Wochen zum Präsidenten gekürt hatte. Er hatte geschworen, den Sumpf auszutrocknen. Nur die Politiker, das Establishment hätten in den vergangenen Jahrzehnten prosperiert, kritisierte er. Nun gehe es darum, den Mittelstand wieder zu stärken. „Wir geben den Menschen die Macht, die Kontrolle zurück.“
Bereits im Morgenrauen hatte der Präsident in einem ersten Tweet die Losung ausgegeben: „Heute fängt alles an. Die Bewegung geht weiter. Die Arbeit beginnt.“„Echter Wandel“, so lautete Trumps übergeordnetes Motto. Noch am Freitag wollte er darangehen, Dekrete zu erlassen, um die Reformen der Obama-Ära zurückzudrehen – allen voran „Obamacare“.