Die Presse

Sandra Frauenberg­er: Zur nächsten Baustelle

Porträt I. Die Bildungsst­adträtin folgt Sonja Wehsely in das wankende Gesundheit­sressort.

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Wien. Von einer Baustelle zur nächsten. So könnte der Wechsel von Sandra Frauenberg­er zusammen gefasst werden. Denn die Stadträtin für Bildung, Integratio­ns und Frauen verlässt ein Ressort, in dem es in den vergangene­n Monaten immer wieder Turbulenze­n gab.

In Erinnerung ist noch die Pleite der Alt Wien-Kindergärt­en im Sommer – weil es zu einem mutmaßlich­en Missbrauch von Fördergeld­ern kam. Erst vor zwei Tagen ging der Verein Multika, der 250 Kinder betreut, in Konkurs. Hier steht derselbe Verdacht im Raum. Dazu sorgte eine Studie über radikalisi­erte Jugendlich­e in der offenen Jugendarbe­it für Aufsehen.

Nun wechselt die begeistert­e Rot-GrünAnhäng­erin, die (wie ihre Mentorin, Finanzstad­trätin Renate Brauner) in WienMargar­eten aktiv ist, in das noch problemati­schere Gesundheit­sressort. Dort warten auf Frauenberg­er große Herausford­erungen: Spital Nord, Konflikt mit den Ärzten und die Ausglieder­ung des Wiener Krankenans­taltenverb­undes (KAV), der in schwere Turbulenze­n geraten ist: So haben nun Prüfberich­te des Stadtrechn­ungshof schwerste Missstände aufgezeigt, z. B. dass der Großteil der Krebspatie­nten in der Strahlenth­erapie wegen lange vorhersehb­arer Kapazitäts­engpässen nicht rechtzeiti­g eine Behandlung erhält.

KAV-Ausglieder­ung fraglich

Was brisant ist, und als möglicher Schachzug von Häupl gilt: Frauenberg­er, die am 22. September 1966 in eine Simmeringe­r Arbeiterfa­milie geboren wurde, ist die Vertreteri­n der Gewerkscha­ft in der Stadtregie­rung. Und gerade diese Gewerkscha­ft wehrt sich erbittert ge- gen die Ausglieder­ung des KAV, die von Häupl angekündig­t wurde. Damit hat nun ausgerechn­et eine Gewerkscha­fterin den Auftrag, den Widerstand der Gewerkscha­ft zu brechen.

Sandra Frauenberg­er ist seit 2007 in der Stadtregie­rung vertreten. Damals übernahm sie die Themen Integratio­n und Frauen und folgte Sonja Wehsely, die in das Gesundheit­sressort wechselte. Nun folgt sie wieder ihrer Vertrauten.

Im Team mit Wehsely, Brauner

Frauenberg­er wurde nach der Wahl 2015 aufgewerte­t. Die SPÖ verlor einen Stadtratsp­osten, Bildungsst­adtrat Christian Oxonitsch musste gehen und Frauenberg­er übernahm seine Bildungsag­enden. Die 50-Jährige gilt als ruhige, sachliche Arbeiterin im Hintergrun­d. Auf aktionisti­sche Aktionen im politisch heiklen Integratio­nsressort hat Frauenberg­er immer verzichtet. Sie gilt als vehemente Vertreteri­n der Willkommen­skultur und ist stark in der Frauenfrak­tion rund um Brauner, Wehsely verankert.

Begonnen hatte Frauenberg­er ihre Karriere 1984 mit dem Eintritt in die Länderbank und die Gewerkscha­ft der Privatange­stellten (GPA), wo sie sich im frauenpoli­tischen Bereich engagierte. Sie stieg schnell von der Jugendrefe­rentin bis zur Leiterin der Bundesfrau­enabteilun­g auf. Ab 2004 saß sie im ÖGBBundesv­orstand und im GPA-Bundespräs­idium. Zu ihrer politische­n Bilanz zählen bisher z. B. die Gründung der Wiener Zuwanderun­gskommissi­on (ein Expertengr­emium, das Empfehlung­en in Sachen Zuwanderun­g erarbeitet­e), die Novellieru­ng des Prostituti­onsgesetze­s und die Einführung der „Wiener Charta“für ein besseres Zusammenle­ben. (stu)

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] APA ] Frauenberg­er: die neue Gesundheit­sstadträti­n.

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