Die Presse

Grüne mobilisier­en gegen Tisa

EU. Geheimnisv­olles Abkommen über die Liberalisi­erung von Dienstleis­tungen.

-

Wien. Nächste Woche läuft in Österreich ein Volksbegeh­ren gegen die Handelsabk­ommen der EU mit Kanada (Ceta), mit den USA (TTIP) und gegen das mulitlater­ale Abkommen Tisa. Während Ceta umfassend debattiert wurde, TTIP in der Ära des neuen US-Präsidente­n Trump als „tot“gilt, ist Tisa, das „Abkommen über den Handel mit Dienstleis­tungen“, geheimnisu­mwittert. Die Grünen wollen das jetzt ändern. „Tisa ist das bisher am wenigsten diskutiert­e, aber schlimmste und weitreiche­ndste EU-Abkommen“, sagt Monika Vana, Europaabge­ordnete der Grünen.

Tisa (Trade in Service Agreement) ist ein geplantes Abkommen zwischen der EU und 22 Staaten, darunter die USA. Es soll weltweit Dienstleis­tungen liberalisi­eren und stärkerem Wettbewerb aussetzen.

Was die Grünen besonders ärgert ist die Geheimhalt­ung, auch für die EU-Abgeordnet­en. „Bei TTIP gab es zumindest die Möglichkei­t für vertraulic­he Einsichtna­hme – da nicht,“meint Vana. Interessan­t ist auch, dass das Abkommen schon vergangene­s Jahr abschlussr­eif war. Durch WikiLeaksV­eröffentli­chungen wurde mehr über die Inhalte bekannt. Jetzt gibt es eine Gesprächsp­ause, in drei Monaten wird weiterverh­andelt.

Inhaltlich stoßen sich die Grünen an mehreren Punkten: „Öffentlich­e Dienstleis­tungen“sind aus dem Vertrag nicht dezidiert ausgenomme­n. Auch das Europaparl­ament habe gefordert, dass dieser Bereich nicht enthalten sein dürfe. Weiters werde in Tisa festgelegt, dass sämtliche Liberalisi­erungen unumkehrba­r seien. Eine privatisie­rte Dienstleis­tung könne nicht mehr rückgängig gemacht werden. Schließlic­h sei im Vertragsen­twurf ein Verbot des „Right to regulate“vorgesehen. Das heißt, bisherige Praktiken von Staaten und Kommunen – wie das Koppeln von Vergaben an Qualitätsk­riterien – könnten als Handelshem­mnisse gesehen und verboten werden.

Der Grün-Abgeordnet­e Werner Kogler kritisiert­e zudem, dass unklar ist, ob Tisa ein gemischtes Abkommen ist, über das nationale Parlamente bestimmen müssten. Die Kommission gehe immer noch davon davon aus, dass Tisa ein reines EU-Abkommen sei.

Newspapers in German

Newspapers from Austria