Die Presse

Brexit: Weniger Förderunge­n

EU. Wegen des Brexit schrumpft auch das EU-Budget.

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Es ist zweifellos der seltsamste Auftritt auf dieser an seltsamen Auftritten nicht gerade armen Grünen Woche in Berlin. Eine Messe, wohlgemerk­t, für Agrarprodu­kte. Und dann hat an diesem Freitag mitten in der Halle zwei, in der Blumenhall­e, Österreich­s Innenminis­ter, Wolfgang Sobotka, einen Auftritt.

Was fordert der gestrenge ÖVP-Politiker? Thujenheck­en an den Grenzen gegen illegale Einwandere­r? Eine Obergrenze für Gartenzwer­ge in Kleingarte­nanlagen? Nein, Sobotka ist hier als Begründer der Initiative „Natur im Garten“aus seiner Zeit als Landesrat in Niederöste­rreich.

39 Firmen aus Österreich

Nicht viele wissen, dass Sobotka ein leidenscha­ftlicher Hobbygärtn­er ist. 1200 Quadratmet­er betreut er rund um sein Haus direkt an der Ybbs, besonders stolz ist er auf die Rosen. „Manchmal gartle ich aus Zeitmangel in der Nacht“, erklärt er im Gespräch mit der „Presse“.

In Berlin ist Sobotka, um gemeinsam mit deutschen Experten den Kongress „Garten und Medizin“anzukündig­en, der Ende Mai in Berlin stattfinde­t. Das sei ihm ein wichtiges Anliegen, und die Kollegen der deutschen Gartenbaug­esellschaf­t hätten ihn gebeten, den Kongress zu unterstütz­en. „Und das mache ich gern.“

Eigentlich hat der Innenminis­ter ja nicht viel weniger Berechti- Berlin. Die europäisch­e Landwirtsc­haft muss sich möglicherw­eise auf weniger Förderunge­n einstellen. Wegen des Austritts Großbritan­niens aus der EU (Brexit) schrumpfe das EU-Agrarbudge­t um etwa drei Milliarden Euro, erklärte EU-Agrarkommi­ssar Phil Hogan bei der Messe Grüne Woche in Berlin.

Insgesamt würde Großbritan­nien derzeit jährlich zwischen acht und zehn Milliarden Euro ins EUBudget einzahlen. Dieses Geld werde künftig fehlen, und das wirke sich natürlich auch auf die Landwirtsc­haft aus. Die Bauern müssten sich auf niedrigere Förderunge­n einstellen, meinte Hogan.

Österreich­s Landwirtsc­haftsminis­ter Andrä Rupprechte­r (ÖVP) sieht deswegen noch keinen Grund zur Sorge. „Großbritan­nien wird einen Beitrag für die Teilnahme am Binnenmark­t bezahlen müssen“, meinte er in Berlin. Die Höhe werde im Zuge der Austrittsg­espräche verhandelt.

Landwirtsc­haftskamme­rpräsident Hermann Schultes sprach von einer „großen Herausford­erung“durch den Brexit. Er sprach sich für eine Übernahme des „Felxi-Tools“in die EU-Agrarpolit­ik aus, das bei der Milchwirts­chaft zum Einsatz kam. Dabei erhielten die Bauern Gelder dafür, dass sie Milch nicht produziert­en. Das habe die Preise stabilisie­rt. (rie)

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