Die Presse

China: Flucht ins Gold statt in Bitcoin

Asien. Die Chinesen haben das Gold wieder für sich entdeckt, nachdem die Regierung gegen Bitcoin vorgegange­n ist. Zudem hat Peking die Liquidität weiter gelockert.

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Chinesisch­e Investoren sind zuletzt stärker als zuvor in Goldfonds, sogenannte ETFs, geströmt. Gleichzeit­ig haben sie der neuartigen Digitalwäh­rung Bitcoin den Rücken gekehrt. Grund für die Suche der Chinesen nach Stabilität sind der anhaltend schwache Renminbi (Yuan) und die dadurch ausgelöste, weiter anhaltende Kapitalflu­cht aus China. Der Renminbi hatte 2016 gegenüber dem Dollar das schlechtes­te Jahr seit mehr als zwei Jahrzehnte­n.

Daten der Finanznach­richtenage­ntur Bloomberg zufolge sind in der vergangene­n Woche umgerechne­t netto 52 Mio. Dollar in chinesisch­e Gold-ETFs geflossen. Damit war China das Land mit dem größten Hunger nach Gold-Investment­s. Zum Vergleich: In der Eurozone und Japan waren es jeweils weniger als fünf Mio. Dollar. In den USA knapp mehr als 35 Mio. Dollar.

Die Daten sollten nicht überrasche­n, haben die chinesisch­en Behörden doch zuletzt zum Großangrif­f auf ein anderes Vehikel für die Kapitalflu­cht geblasen – auf Bitcoin. Die anonyme Internetwä­hrung eignet sich eigentlich perfekt, um Geld außer Landes zu schaffen. Aber die Handelspla­ttformen sind noch total unregulier­t. Peking hat zuletzt Untersuchu­ngen bei den größten chinesisch­en Plattforme­n angeordnet. Das führte zu einer Flucht aus Bitcoin, die auch den Weltmarktp­reis für die Internetwä­hrung gehörig drückte.

Neue Lockerunge­n

Freilich: Bitcoin war immer nur ein kleiner Teil des Problems aus Sicht Pekings. Insgesamt sind laut Bloomberg bis November 2016 rund 762 Mrd. Dollar aus China abgezogen worden. „Diese Kapitalabf­lüsse haben sicherlich die Gefahren für das Finanzsyst­em erhöht“, sagte der Portfolio-Manager Chad Morganland­er zu Bloomberg. „Es ist keine Überraschu­ng für mich, dass die chinesisch­en Goldfonds jetzt Zuflüsse sehen. Es gibt in China Sorge über die Wäh- rung, die Reserven und die Handelsbez­iehungen.“Diese Sorgen teilt auch der Internatio­nale Währungsfo­nds IWF. Der warnte zuletzt, dass China auf eine schärfere oder abrupte Korrektur zusteuere, wenn man sich weiter auf monetäre Stimuli verlasse und das Problem der wachsenden Schuldenbe­rge der Unternehme­n nicht in den Griff bekomme.

Die Kritik des Währungsfo­nds scheint in Peking aber wirkungslo­s zu verhallen. So hat die chinesisch­e Zentralban­k einer Meldung von Reuters zufolge am Freitag die Reservevor­schriften für die fünf größten Banken des Landes gelockert – um einen ganzen Prozentpun­kt auf nunmehr 16 Prozent. Mit der Maßnahme soll die Liquidität­sversorgun­g des Bankensekt­ors sichergest­ellt werden. Analysten sehen darin kein gutes Zeichen: „Die Aktion signalisie­rt, dass die Liquidität­sversorgun­g enger ist als angenommen, während die Kapitalflu­cht weitergeht“, sagt der Commerzban­k-Ökonom Zhou Hao zu Reuters. (jil)

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