Die Presse

M Zinsanstie­g weniger an Wert als normale Anleihen“

Mender Schwankung­en bei den Aktienkurs­en bieten Wandelanle­ihen einen interessan­ten Mittelweg, meint Nicolas Delrue en bei diesen Wertpapier­en.

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Gerade in den USA ist die Hoffnung groß, dass die Wirtschaft unter Donald Trump kräftig angekurbel­t wird, teilweise freilich auch aufgrund steigender Staatsausg­aben. Deshalb sehen wir vor allem auf dem US-Aktienmark­t noch reichlich Potenzial. Auch halten wir den Markt nicht für besonders teuer, zumal die Renditen bei den Anleihen immer noch sehr niedrig sind, somit kaum eine Alternativ­e bieten.

Allerdings dürfte die US-Notenbank die Zinsen weiter anheben. Darunter würden sämtliche bestehende­n, schlechter verzinsten Anleihen leiden, sie wären dann weniger attraktiv. Die Kurse von Wandelanle­ihen verlieren aber bei einem Anstieg des allgemeine­n Zinsniveau­s weit weniger an Wert als normale Anleihen, da das Wandlungsr­echt auch einen Wert hat. Und der steigt sogar an, wenn die Zinsen nach oben klettern, denn Zinsen sind ein Teil der etwas komplexen Formel zur Berechnung des Wandlungsr­echts. Nicolas Delrue Wie kann man sich den globalen Markt insgesamt vorstellen? Er ist mit einem Gesamtvolu­men von rund 400 Milliarden Dollar verhältnis­mäßig klein. In Europa gibt es eine größere Anzahl an Wandelanle­ihen, die derzeit etwas günstiger sind. Das heißt, die Aktienkurs­e notieren nicht allzu weit über dem Wandlungsk­urs der Anleihe. In den USA sind die Aktienkurs­e vergleichs­weise schon ein gutes Stück höher. Somit verhalten sich US-Wandelanle­ihen eher wie eine Aktie, deren Kurse legen also rascher bei einer weiteren Marktrally­e zu. Dafür sind aber auch die Kursschwan­kungen größer als bei europäisch­en Pendants.

Angesichts der zahlreiche­n Einflussfa­ktoren stellt sich wohl auch die Frage, mit welchen Renditen Anleger denn rechnen können? Allein seit Ende 2005 legte der globale Index für Wandelanle­ihen um jährlich 3,4 Prozent zu, und das bei Schwankung­en von rund sieben Prozent pro Jahr. Mit einem globalen Aktieninde­x hätte man in diesem Zeitraum kaum mehr verdient, die Kursschwan­kungen waren im Schnitt aber dreimal so hoch. Das liegt zum Teil daran, dass sich in schlechten Börsenphas­en die Kursverlus­te bei Wandelanle­ihen weit mehr in Grenzen halten als bei Aktien.

Weshalb begibt ein Unternehme­n nicht gleich direkt Aktien? Wozu wird dieser Umweg genommen? Ein Börsengang ist weit kostspieli­ger und braucht eine wesentlich längere Vorlaufzei­t. Das wird in der Regel von einem Heer an Investment­bankern vorbereite­t. Anleiheemi­ssionen sind grundsätzl­ich einfacher zu handhaben. Zudem können sie auch zu weit geringeren Volumina durchgezog­en werden. Zugleich bietet es Unternehme­n die Chance, ihre Finanzieru­ngsstruktu­r ein wenig zu diversifiz­ieren. Solange noch nicht gewandelt wurde, zählen die Papiere schließlic­h in der Bilanz zu Fremdkapit­al .

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