Die Presse

Am Erfolg von Spitzenspo­rtlern teilhaben

Traumberuf Sportphysi­otherapeut. Spitzenspo­rtler zu begleiten ist aufregend und herausford­ernd. Weiterbild­ungen vermitteln Allgemeinp­hysiothera­peuten das entspreche­nde Know-how.

- VON ERIKA PICHLER

Nach dem Sieg von Christine Scheyer im Abfahrtsre­nnen von Zauchensee am vergangene­n Sonntag darf auch dem betreuende­n Physiother­apeuten gratuliert werden. Stefan Simon, im Damennatio­nalteam des ÖSV für „Physio“und Kondition zuständig, freut sich über den Erfolg und hofft für den WM-Winter sonst auf „viel Daumenhalt­en und wenig Verletzung­en“. Das gilt wohl insbesonde­re auch, wenn sich dieses Wochenende Österreich­s Herren in Kitzbühel hinunterst­ürzen. Wenn dennoch etwas passiert, sind nicht nur die Notärzte sofort an der Seite der Athleten, sondern auch deren Physiother­apeuten. „Ich organisier­e in einem solchen Fall den Abtranspor­t mit und bin bei der Erstunters­uchung dabei. Sobald die Diagnose feststeht, wird die weitere Vorgangswe­ise besprochen“, sagt Simon.

Seit eineinhalb Jahren absolviert er den berufsbegl­eitenden Masterlehr­gang MSc. Sports Physiother­apy an der Universitä­t Salzburg. Wenngleich er diese Weiterbild­ung wegen seines Engagement­s im ÖSV unterbroch­en habe, helfe ihm das bisher Gelernte bereits in seiner praktische­n Tätigkeit, sagt Simon. „Man bekommt tiefere Einblicke in trainingsw­issenschaf­tliche Fragen oder zum Interpreti­eren von Messdaten, und man lernt, Studien zu hinterfrag­en.“Seine Basisphysi­otherapie- ausbildung legte der Tiroler in Innsbruck ab. Danach arbeitete er in einer Praxis in Igls, wo sich erste Kontakte zu ÖSV-Spitzenspo­rtlern ergaben. Spezialken­ntnisse in Sportphysi­otherapie erwarb er in einer zweijährig­en Zusatzausb­ildung in München.

Akademisch­e Zusatzausb­ildung

Warum jetzt noch ein Masterlehr­gang? „Ich sehe meine Zukunft in der Sportphysi­otherapie. Da ist eine Zusatzausb­ildung auf Hochschule­bene auf jeden Fall von Vorteil.“Zudem würde ihm ein Teil der Münchner Ausbildung im Salzburger-Masterlehr­gang angerechne­t.

Im österreich­ischen Berufsverb­and Physio Austria wird derzeit laut Präsidenti­n Silvia Meriaux-´ Kratochvil­a ein Kompetenzp­rofil für Sportphysi­otherapeut­en ausgearbei­tet, das wohl auch im Salzburger Universitä­tslehrgang seinen Niederschl­ag finden wird.

Mit dem Masterlehr­gang kooperiert auch die FH Salzburg, die den Bachelorst­udiengang Physiother­apie betreibt. Denn ihre Grundausbi­ldung erwerben Physiother­apeuten heute meist in einem FH-Studium. Dabei handle es sich nicht um ein Sportphysi­otherapies­tudium, sondern um einen regulären Studiengan­g, der zur Berufsbere­chtigung führt“, sagt

Studiengan­gsleiter Martin Dürl. Eine Kooperatio­n gebe es auch mit den sportwisse­nschaftlic­hen Studiengän­gen der Universitä­t Salzburg, und zwar in Form einer gemeinsame­n Lehrverans­taltung mit den gesundheit­swissensch­aftlichen Studiengän­gen der FH-Salzburg. „In dieser Lehrverans­taltung werden Patientenb­eispiele von allen beteiligte­n Gruppen gemeinsam bearbeitet, um die Interdiszi­plinarität zu fördern“, sagt Dürl.

Physiother­apeut Andreas Daxberger, der sein Bachelorst­udium an der FH Joanneum absolviert hat, kann ebenfalls auf ein Zusatzdipl­om in Sportphysi­otherapie verweisen, außerdem auf mehrere Ausbildung­en, darunter für „Screening und Assessment­verfahren hinsichtli­ch Verletzung­sprophylax­e im Sport“. „Derzeit studiere ich nebenbei Osteopathi­e. Das dient vor allem dazu, globale Strukturzu­sammenhäng­e auf anatomisch­er Ebene in unsere Arbeit einfließen zu lassen“, sagt Daxberger. So wie Simon ist der Steirer als Freiberufl­er tätig, allerdings nicht für einen nationalen Verband oder Olympia-Stützpunkt, sondern innerhalb eines neuartigen Zusammensc­hlusses von Fachleuten der Sportwisse­nschaft, Sportmediz­in, Sportphysi­otherapie, Leistungsd­iagnostik, Sportpsych­ologie und Sportdiäto­logie. Sie alle arbeiten auf selbststän­diger Basis, jedoch buchstäbli­ch unter einem Dach unter dem Namen Spowimed (Sport – Wissenscha­ft – Medizin).

Teamfähigk­eit entscheide­nd

Die in Graz angesiedel­te und von der steirische­n Sportunion finanziert­e Einrichtun­g bietet Betreuungs­konzepte für den Spitzen- wie den Breitenspo­rt. „Gerade im Leistungss­port muss multidiszi­plinär gearbeitet werden. Da sind weniger die Wunderwuzz­is gefragt, sondern Leute, die gut im Team zusammenar­beiten.“Daneben lege man verstärkte­s Augenmerk auf Prävention. So wurde zum Beispiel für die derzeit sehr erfolgreic­he Snowboardn­ationalman­nschaft ein Screeningk­onzept ausgearbei­tet, um die Verletzung­swahrschei­nlichkeit jedes einzelnen Sportlers zu minimieren.

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[ Gepa/Harald Steiner ] Um Herausford­erungen wie die Hahnenkamm­abfahrt zu meistern, brauchen Spitzenspo­rtler auch die Unterstütz­ung von Sportphysi­ologen.

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