Hirscher siegt nach Husarenritt
Ski alpin. Marcel Hirscher fuhr im Kitzbühel-Slalom von Platz neun zum Sieg, es war sein 42. im Weltcup. Aufsehen erregte auch Dave Ryding – der Brite wurde Zweiter.
Üblicherweise ist man mit einer solchen Platzierung erledigt: Rang neun nach dem ersten Durchgang mit einem Rückstand von 1,02 Sekunden auf den Führenden. Doch dann drehte Marcel Hirschen den Slalomklassiker in Kitzbühel mit einem Husarenritt im zweiten Durchgang noch um. Der Salzburger katapultierte sich am Sonntag auf Platz eins und verhinderte so einen Sensationserfolg von Dave Ryding, der als erster Brite ein Weltcuprennen hätte gewinnen können. S. 16
Kitzbühel/Wien. Marcel Hirscher hat zum zweiten Mal nach 2013 den Slalom am Kitzbüheler Ganslernhang gewonnen. Der Salzburger verwies den britischen Halbzeitführenden Dave Ryding (+0,76 Sekunden) sowie den Russen Alexander Choroschilow (+1,11) auf die Plätze. Für Hirscher war es der insgesamt 42. Weltcupsieg, der 20. im Slalom. Nach dem ersten Durchgang hatte kaum etwas auf diesen Erfolg hingedeutet, war der 27-Jährige doch mit über einer Sekunde Rückstand auf Ryding nur auf Rang neun gelegen. Vor der Entscheidung herrschte bei Hirscher „viel Ratlosigkeit“, und selbst nach dem Sieg beklagte er noch: „Es geht nicht mehr so leicht von der Hand.“
Umso beeindruckender war seine Aufholjagd: In Adelboden war er 2013 von Rang acht auf eins gefahren, am Sonntag übertraf sich Hirscher nochmals selbst. „Solche Geschichten schreibt nur der Sport“, sagte der Ausnahekönner, der mit den Emotionen kämpfte. Siege sind eben keine Selbstverständlichkeit (mehr). „Ein Weltcuprennen ist mir mittlerweile so wichtig wie eine Weltmeisterschaft.“
Neue Möglichkeiten
Der Ausfall von Henrik Kristofffersen im ersten Durchgang hatte die Tür für die Konkurrenz in Kitzbühel weit aufgestoßen. Fehler des Norwegers sind eine Seltenheit, zuletzt war Kristoffersen vor über zwei Jahren ausgeschieden. „Ich habe mich im oberen Teil nicht ganz so gut gefühlt und wollte gerade das Tempo erhöhen, als es passierte“, erklärte der 22-Jährige, der im Zusammenhang mit Kitz- bühel vom „schwierigsten Slalomhang der Welt“sprach.
Die Konkurrenz witterte ihre Chance, auch Dave Ryding. Der Brite war mit einer 1:16-Siegquote ins Rennen gestartet, nach dem ersten Durchgang lag sie nur noch bei 1:3. Ryding, nördlich von Manchester aufgewachsen, trainierte bis zu seinem 13. Lebensjahr auf Matten, sein bislang größter Erfolg war der Gewinn der EuropacupSlalomwertung 2012/13.
In Kitzbühel hatte der 30-Jährige – er wird vom Österreicher Reinhard Fernsebner trainiert – mit dem ersten Weltcupsieg eines britischen Athleten spekuliert, aber auch Platz zwei setzte große Emotionen frei. „Ich war nervös, dachte mir nur: Mach das, was du tun kannst. Dieser zweite Platz fühlt sich wie ein Sieg an. Ich werde diesen Tag nie vergessen.“An Hirscher führte letztlich kein Weg vorbei: „Er war unantastbar.“Der fünffache Gesamtweltcupsieger applaudierte wiederum dem Engländer. „Es ist toll, ein neues Gesicht am Podest zu sehen.“Mit Ryding freute sich auch sein Kopfsponsor, die Region Pyhrn-Priel. „Wir wollen sie in Großbritannien etwas bekannter machen.“
Schladming vor der Brust
Für Hirscher war sein zweiter Sieg am Ganslernhang in vielerlei Hinsicht ein besonders wichtiger. Im Slalomweltcup überholte er Kristoffersen und führt nun mit 80 Punkten Vorsprung. Im Gesamtweltcup übertraf er bereits die 1000-Punkte-Marke, Heraus-
forderer Kristoffersen liegt im Kampf um die große Kristallkugel bereits 388 Punkte zurück. Es wäre die sechste große Kugel in Serie . . .
Der Tross zieht weiter nach Schladming, am Dienstag (17.45/20.45 Uhr, live in ORF 1) wartet das Nightrace auf der Planai.