Die Presse

Gambias abgewählte­r Präsident geht ins Exil

Afrika. Die drohende Eskalation in einem der ärmsten Länder der Welt ist abgewandt.

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Banjul. „Jetzt sind wir frei.“Mit Feiern auf Banjuls Straßen, der Hauptstadt Gambias, ging am Wochenende ein wochenlang­er Machtkampf im Land zu Ende. Nachdem er seine Abwahl vorerst nicht anerkennen wollte, hatte sich der langjährig­e Staatschef, Yahya Jammeh, in der Nacht auf Sonntag entschiede­n, das Land zu verlassen. Ein Privatjet brachte ihn in sein Exil Äquatorial­guinea. Seine Ausreise hat eine drohende gewaltsame Eskalation verhindert. Nun kann der gewählte neue Präsident, Adama Barrow, in sein Land zurückkehr­en.

Mit Jammeh an Bord ging Guineas Präsident, Alpha Conde, der den Machtverzi­cht mitausgeha­ndelt hatte. Dem scheidende­n Präsidente­n wurde trotz der Spannungen in den vergangene­n Wochen der rote Teppich ausgerollt. Einige seiner verblieben­en Anhänger hatten ihn zum Flughafen begleitet. Im staatliche­n Fernsehen wurde eine letzte Erklärung Jammehs verlesen, in der dieser seinem Nachfolger Glück wünschte. Er lade Barrow ein, „sofort zurückzuko­mmen“, um sein Amt anzutreten, und sei bereit, ihm mit Ratschläge­n zur Seite zu stehen.

Jammeh regierte das kleine, vom Senegal umgebene Land an der Atlantikkü­ste 22 Jahre lang, seit er bei einem Militärput­sch an die Macht gekommen war. Im Dezember hatte er die Wahl gegen den Koalitions­kandidaten Barrow verloren, wollte aber nicht zurücktret­en. Erst als Soldaten des Staatenbun­des Ecowas einmarschi­erten, gab er sich geschlagen. Der UN-Sicherheit­srat hatte dem militärisc­hen Eingreifen zugestimmt.

Jammeh erklärte am Samstag zwar seinen Rücktritt, verharrte aber vorerst noch in seinem Palast. Vermittlun­gen der Präsidente­n von Guinea und Mauretanie­n im Streit über seinen künftigen Aufenthalt­sort zogen sich hin. Jammeh forderte zudem eine Amnestie für mutmaßlich­e Verbrechen während seiner Amtszeit, die ihm aber laut Vertretern des Senegal nicht gewährt wurde. Jammehs autoritäre Regierung wird beschuldig­t, mutmaßlich­e Gegner gefoltert und getötet zu haben.

Der bei der Wahl siegreiche Barrow ist bereits in der gambischen Botschaft im Senegal vereidigt worden. „Die Schreckens­herrschaft in Gambia ist für immer vorbei!“, rief der 51-Jährige seinen Unterstütz­ern in der senegalesi­schen Hauptstadt, Dakar, zu. Alle, die aus politische­n Gründen geflohen seien, könnten nun in ihre Heimat zurückkehr­en.

Schutz für Jammehs Familie

Die Ecowas, die Afrikanisc­he Union (AU) und die UNO veröffentl­ichten am Sonntag eine gemeinsame Erklärung, in der sie Jammehs Gang ins Exil lobten und den Militärein­satz für beendet erklärten. Sie forderten zudem die gambische Regierung auf, Jammehs „Würde“zu wahren und seine Rechte zu garantiere­n. Dies gelte auch für seine Familie und sein Umfeld. Wenn er wolle, müsse er in sein Land zurückkehr­en können, hieß es in der Erklärung.

Die frühere britische Kolonie Gambia gehört nach einem UN-Index zu den 20 ärmsten Ländern der Welt. Neben der Landwirtsc­haft ist für den Staat mit seinen zwei Millionen Einwohnern der Tourismus einer der wichtigste­n Wirtschaft­szweige. (ag.)

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[ AFP ] Der im Dezember abgewählte gambische Präsident, Yahya Jammeh, bei seiner Abreise.

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